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Der Realität ins Auge sehen

Zu den Artikeln „USA verlegen Hauptquartier von Stuttgart nach Belgien“ und „US-Truppenabzug deutlich größer als erwartet“ sowie dem Kommentar „Riskanter Schritt“ vom 30. Juli

Lese ich die Begründungen, warum der Abzug der amerikanischen Streitkräfte eine Katastrophe sei, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. „Im Handel, der Gastronomie und im Tourismus wird der Abzug . . . Spuren hinterlassen.“ Wo bitteschön steht geschrieben, dass Militär dazu da ist, die Infra- struktur zu befördern? Ein weiteres Argument ist, dass darunter das deutsch-amerikanische Verhältnis leiden könne. Mir fallen spontan viele bessere Möglichkeiten für die deutsch-amerikanische Freundschaft ein, als Soldaten und Hauptquartiere, deren Verlegung Milliarden kosten.

Haben wir eigentlich vergessen, dass ein kommender atomarer Weltkrieg in Europa anfangen wird? Das nennt man Stellvertreterkrieg. Schon in den 80er-Jahren, mitten im kalten Krieg, der momentan wieder neu entbrennt - nukleare Aufrüstung der USA mit Mininukes und von Russland mit Hyperschallraketen - galt der Sarkasmus „Amerikaner und Russen sind mutig entschlossen, sich bis auf den letzten Europäer zu verteidigen“. Mittlerweile spielen nicht nur China, England und Frankreich, sondern mindestens fünf weitere Staaten das nukleare Spiel mit.

Schützt uns der Abzug der Kommandozentralen (Eucom und eventuell auch Africom aus Stutt-gart), weil dadurch ein potenzielles Angriffsziel wegfällt? Oder gefährdet es uns umso mehr, weil die USA keine eigenen Soldaten verlieren würden? Gibt es einen atomaren Weltkrieg, werden solche Fragen irrelevant, da das Überleben der gesamten menschlichen Zivilisation dann ein Ende haben wird. Das Zeitalter der Kakerlaken wird dann beginnen.

Es gibt nur einen Ausweg: der Einstieg in eine Friedenspolitik ohne Waffen und Bedrohung, dafür mit Kooperation und Gerechtigkeit.

Martin Lempp, Bissingen