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Der Schandfleck am Stadtrand ist bald Geschichte

Beschluss Brandruine in Nürtingen wird komplett abgebrochen und das Gelände vollständig renaturiert.

Die Brandruine am Nürtinger Stadteingang wird vollständig abgerissen und das Grundstück renaturiert.Foto: Jürgen Holzwarth
Die Brandruine am Nürtinger Stadteingang wird vollständig abgerissen und das Grundstück renaturiert.Foto: Jürgen Holzwarth

Nürtingen. Die Geschichte des Hauses böte Stoff für einen Krimi. 2014 wurde dort eine Frau umgebracht, danach brannte das leerstehende Gebäude mehrmals und zuletzt war die Ruine ein Schandfleck am Stadteingang. Die Stadt hat das Brandhaus 2019 gekauft, und nachdem sich die Gartenschaupläne für Nürtingen zerschlagen haben, wurde im Gemeinderat ein Wiederaufbau beschlossen. Doch dieser sei nicht wirtschaftlich, argumentieren Steffen Schultheiß und Eckart Krüger, die zuständigen Geschäftsführer der Gebäudewirtschaft Nürtingen. Da ein Weiterverkauf ohne Verlust spekulativ sei, wurde dem GWN-Betriebsausschuss ein Abbruch mit Renaturierung vorgeschlagen. Als weitere Variante gab es noch einen Beschlussantrag für Abbruch und Neuaufbau mit drei Wohneinheiten und Flachdach und einem Kostenvoranschlag in Höhe von 865 000 Euro. Die erheblichen Kosten seien trotz Zuzahlung der Versicherung nicht wirtschaftlich über Mieteinnahmen darstellbar, so die GWN.

Für zahlreiche Gemeinderäte stellte sich die Situation schwierig dar. Viele Fakten hätten lange nicht auf dem Tisch gelegen, und angesichts der Wohnungsknappheit wäre man gerne auf diesen Zug aufgesprungen. Letztlich überzeugt haben die Mehrheit der Kommunalpolitiker die Argumente der GWN. Denn ein Wiederaufbau ist nur mit zehn Prozent mehr Fläche baurechtlich möglich. Vielmehr empfiehlt der Ausschuss dem Gemeinderat, die Brandruine komplett abzubrechen und das Gelände zu renaturieren. Ein wichtiger Aspekt für die Stadt: Bei Abbruch und Renaturierung mit Schaffung eines Biotops gibt es Ökopunkte. Für eine Fettwiese sind nach erster Einschätzung der Verwaltung circa 8500 Ökopunkte bilanzierbar. Durch die Variante Abbruch mit Renaturierung entsteht am Ortseingang eine neue Naturfläche, die sich als renaturierter Lebensraum in das umgebende Landschaftsschutzgebiet der Hochwiesen harmonisch einfüge. Die Fläche diene zudem im Gegensatz zur Ruine als Retentionsraum für Hochwasser. Gerade in diesen Tagen, wo sich alle Blicke auf die überfluteten Gebiete Deutschlands richten, ein gewichtiges Argument. Mit 17 Ja-Stimmen und bei elf Gegenstimmen hat der Gemeinderat den Abbruch samt Renaturierung beschlossen, und so ist das Ende des Krimis über die Ruine in Sicht.Anneliese Lieb