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Der Traum in Weiß ist nicht nur für einen Tag gemacht

Hochzeit Carina Dagott hat in Hohengehren ein Geschäft für Second-Hand-Brautmode eröffnet.

Carina Dagott hat eine stattliche Auswahl an Brautkleidern.
Carina Dagott hat eine stattliche Auswahl an Brautkleidern.

Baltmannsweiler. Bei Carina Dagott gibt es Träume in Weiß. Rund 100 Stück davon hat sie derzeit vorrätig, und immer wieder kommen neue dazu. Die 29-Jährige hat Anfang August in Hohengehren den Laden „Kleid über Kopf“ mit Second-Hand-Brautmode eröffnet. Auch wenn man nicht unbedingt Hals über Kopf heiraten sollte: Sich spontan, „Kleid über Kopf“ in einen von ­Carina Dagotts Stoffträume zu vergucken, ist nicht schwer. Häkelspitzen, Borten, florale Muster, luftig und lässig, nicht zu pompös, hängen an den knorrigen, naturgewachsenen Kleiderstangen. Vintage- und Boho-Style seien aktuell große Trends, sagt die Hohengehrenerin, die nur Kleider annimmt, die ihr auch selbst gefallen. „Ich habe die Kleider alle an Personen gesehen und weiß, was sie noch rausholen können“, sagt sie. Die ausgiebige Anprobe mit Termin ist ihr sehr wichtig - zwei Stunden setzt sie dafür an. Dann ist die Tür zu und der Laden gehört allein der Braut und ihren Begleitpersonen. Carina Dagott öffnet die Klappläden vor dem großen Spiegel und nimmt sich viel Zeit.

Vorrätig sind derzeit die Größen 34 bis 46, die Kosten liegen gegenüber dem Neupreis bei 50 bis 70 Prozent. Alle Kleider sind professionell gereinigt, wobei nur ein Teil davon schon mal eine Hochzeit erlebt hat - Dagott bekommt auch regelmäßig Ware aus Brautmodegeschäften, die Platz für ihre neuen Kollektionen brauchen. „Die sind komplett ungetragen zum sehr günstigen Preis“, sagt sie. Die Geschäfte seien auch sonst hilfsbereit, gäben tolle Tipps und vermitteln auf Wunsch Schneiderinnen. „Ein Brautkleid sitzt auch neu eigentlich nie gleich perfekt, im Großteil aller Fälle muss was geändert werden.“

Schade wär’s, wenn die Erinnerung an den Hochzeitstag später auf dem Dachboden oder sonstwo verstauben würde, findet die 29-Jährige, wohl wissend, dass oft große Emotionen an diesem Kleidungsstück hängen. Für Carina Dagott spielt der Aspekt Nachhaltigkeit eine große Rolle. Die Ausstattung des Ladens stammt größtenteils von Freunden und Verwandten, ihre eigene Alltagskleidung ist ebenfalls Second-Hand. Das Bewusstsein für den enormen Verbrauch an Textilien und die Schnelllebigkeit der Modebranche erwachte bei ihr mit den Kindern: „Da kann man ja wirklich im Wochentakt Kleider anschaffen.“ Als sie dann begann, sich nach Brautkleidern umzusehen, stellte sie fest, dass in der Region kaum ein Geschäft für Second-Hand-Brautmode besteht. Das war der Impuls, sich selbstständig zu machen. „Ich habe angefangen mich einzulesen und zu recherchieren“, sagt sie. Denn blauäugig an die Sache rangehen wollte sie auf keinen Fall. Auch Kleider haben sich nach und nach angesammelt, zuerst in der Wohnung, dann im Geschäft in der Hauptstraße.

Ein Vorteil für die Käuferin ist neben dem Preis, dass keine langen Bestellzeiten anfallen. „Wenn man bei mir ein Kleid findet, kann man es sofort mitnehmen“, sagt Dagott. Und vielleicht wird sie ja sogar selbst in ihrem eigenen Laden fündig.Karin Ait Atmane

1 Infos und Eindrücke zum neuen Second-Hand-Laden gibt es unter www.kleid-ueber-kopf.de