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Der Vertrag ist in trockenen Tüchern

Bau Der Esslinger Landrat Heinz Eininger hat seine Unterschrift unter den Planungs- und Bauvertrag für den Neubau des Landratsamts in Esslingen gesetzt. 2025 soll das Gebäude bezugsfertig sein. Von Thomas Schorradt

Nächstes Jahr wird das Landratsamtsgebäude am Neckar abgerissen, um Platz für einen 130 Millionen Euro teuren Neubau zu schaffen
Nächstes Jahr wird das Landratsamtsgebäude am Neckar abgerissen, um Platz für einen 130 Millionen Euro teuren Neubau zu schaffen. Foto: Carsten Riedl

Zehn Jahre Pläne gewälzt. Ein Vertragswerk, das zehn Aktenordner füllt. Und jetzt der finale Federstrich: Mit der Unterschrift unter den Planungs- und Bauvertrag für den Neubau eines Landratsamts in den Esslinger Pulverwiesen hat der Esslinger Landrat Heinz Eininger den Startschuss für das 130 Millionen Euro teure Projekt gegeben.

Der Kreischef handelte damit im Auftrag des „politischen Bauherrn“, des Kreistags des Landkreises Esslingen. Der hatte den Bau- und Vergabebeschluss für den Neubau im März mit großer Mehrheit auf den Weg gebracht. Das viergeschossige Gebäude in der Form einer liegenden Acht, das den grünen Bestandsbau aus den 1970er-Jahren ersetzt, bietet Raum für 675 Arbeitsplätze. Zwischen dem Park der Villa Merkel und dem Neckar gelegen, soll es sich im Verein mit dem Gebäudeteil, der bestehen bleibt, städtebaulich optimal in die Umgebung einfügen.

Die in dem Neubau untergebrachten Büros folgen dem Drei-Zonen-Prinzip: Damit verfügt das Verwaltungsgebäude über öffentliche, halb-öffentliche und interne Bereiche. Die optimale Kundenbetreuung war angesichts der bis zu 700 Bürgerinnen und Bürger, die täglich vor Ort die Leistungen des Landratsamtes in Anspruch nehmen, ein wichtiger Arbeitsauftrag an die Planer.

„Für mich ist dies ein historischer Moment. Einen Vertrag in der Größenordnung von mehr als 100 Millionen Euro unterschreibe ich in meiner 21-jährigen Amtszeit als Landrat zum ersten Mal“, sagte Eininger bei der Vertragsunterzeichnung. Er sei der festen Überzeugung, dass mit dem Neubau die Rahmenbedingungen für eine moderne und zukunftsfähige Verwaltung deutlich verbessert werden. Der Kreischef nutzte den Termin, um noch einmal deutlich zu machen, dass er einen Neubau für die wirtschaftlichste und nachhaltigste Lösung hält.

Sowohl die Technik als auch die Funktionalität, der Städtebau und die Architektur hätten gegen eine Sanierung und Erweiterung des bestehenden Gebäudes gesprochen. Dieser Einschätzung war zuvor schon der Esslinger Kreistag gefolgt, der in dem zehn Jahre dauernden Planungsprozess nahezu jede Weichenstellung in Richtung Neubau mit großer Mehrheit begleitet hatte.

Der Neubau, der voraussichtlich Ende 2025 bezogen werden kann, wird einer Mitteilung der Landkreisverwaltung zufolge den höchsten baulichen Klimastandards entsprechen. Das „cradle-to-cradle-Verfahren“ soll garantieren, dass Baustoffe in einer durchgängigen Kreislaufwirtschaft weiterverwendet werden. „Betonrecycling ist selbstverständlich. Der Neubau wird nach dem KfW-Effizienzhaus Standard 40 errichtet. Es ist unser Anspruch, die Gold-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen zu erhalten“, sagte Eininger. Dem Energiekonzept des Neubaus liege ein hoher Nutzungsanteil an erneuerbaren Energien zugrunde, wozu unter anderem Fotovoltaikanlagen und eine Wärmepumpe mit Neckarwassernutzung zählten. „Dem Landkreis Esslingen gelingt mit diesem Neubau ein ökologisches Leuchtturmprojekt, welches gewiss Vorbild für den Bau anderer kommunaler Verwaltungsgebäude sein wird“, sagte Frank Lübeck, der Prokurist der Stuttgarter Züblin-Direktion. Das Stuttgarter Unternehmen Züblin hatte sich gemeinsam mit den BFK Architekten aus Stuttgart in den Wettbewerbsverfahren durchgesetzt.

Der Verwaltungsneubau in Esslingen mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 130 Millionen Euro ist Teil der Immobilienstrategie 2025 des Landkreises. Grundlage dieser Strategie ist die Splittung des Landratsamtes auf künftig zwei Verwaltungsstandorte: Esslingen und Plochingen.

Damit reagiert die Verwaltung auf die in den vergangenen Jahren entstandene Raumnot. Die Kreisverwaltung ist in den letzten Jahren durch die Übertragung vieler neuer Aufgaben und durch die große Verwaltungsreform des Jahres 2005 um mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen. Mit den hoch flexiblen neuen Gebäuden in Plochingen und Esslingen könne nun bei Bedarf auch auf die künftigen Herausforderungen an eine moderne und zukunftsfähigen Verwaltung reagiert werden.

Gegen Ende des Jahres ­beginnt der Umzug der Verwaltung in die Interimsgebäude. Im Januar 2022 soll der Bauantrag bei der Stadt Esslingen eingereicht werden. Anschließend, voraussichtlich im April, beginnt der Abriss des grünen Gebäudes, um Platz für den Neubau zu schaffen. Dieser soll Ende des Jahres 2025 bezugsfertig sein.

Frank Lübeck (links, technischer Bereichsleiter bei der Ed. Züblin AG) und Landrat Heinz Eininger bei der Vertragsunterzeichnung
Frank Lübeck (links, technischer Bereichsleiter bei der Ed. Züblin AG) und Landrat Heinz Eininger bei der Vertragsunterzeichnung für den Landratsamtsneubau. Foto: Roberto Bulgrin