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Diabetes erschnüffeln für Anfänger

Tiere Hundetrainerin Alexandra Goller baut in Hülben eine neue Hundeschule auf. Ab 2023 sollen dort auch Assistenzhunde für Menschen mit Handicap oder einer Erkrankung ausgebildet werden. Von Nicole Wieden

Alexandra Goller absolviert derzeit eine Ausbildung zur Assistenzhundetrainerin in der Schweiz. Foto: Nicole Wieden
Alexandra Goller absolviert derzeit eine Ausbildung zur Assistenzhundetrainerin in der Schweiz. Foto: Nicole Wieden

Zwischen dem braven Ausführen von Kommando „Sitz“ und der Fähigkeit, einen Diabetiker auf womöglich kritische Blutzuckerwerte hinzuweisen, liegen Welten. Beides aber lässt sich erlernen, wenn auch einige Hunde für letztere Aufgabe die besseren Anlagen vorweisen können: „Assistenzhunde müssen ein sehr sensibles Wesen mitbringen“, sagt Hundetrainerin Alexandra Goller. „Speziell bei Diabetes funktioniert viel über den Geruch. Da ist dann eine flache Schnauze eben nicht so ideal.“

Um einen Hund zum Anzeigehund auszubilden, braucht es in den ersten Monaten nicht zwingend die Anwesenheit seines Besitzers. Am Anfang steht das Training mit Atemproben, sowohl von gesunden als auch von erkrankten Menschen. Auf bestimmte olfaktorische Reize sensibilisiert - selbst wenn im Raum tausend andere Gerüche wabern -, soll das Tier mit konkreten Handlungen reagieren: Er kann den Menschen warnen, Medikamente bringen oder etwa den Notfallknopf drücken.

Der Geruchssinn eines Hundes lässt sich auf das Erkennen erstaunlich vieler Krankheiten trainieren, das bewiesen zuletzt Versuche in Zusammenhang mit Covid-19. Im Kontakt mit seinem Herrchen lernt das Tier später auch die individuellen Warnsignale: von grobmotorischen Bewegungen bis hin zu auffälligem Schwitzen. Einen gut ausgebildeten Assistenzhund erkennt man daran, dass er seinen Menschen bis ins Mark kennt.

Auf einer kleinen Wiese zwischen Sportplatz und Kinderspielplatz an der Rietenlauhalle in Hülben will Alexandra Goller aus Waiblingen, deren Wurzeln in Bad Urach liegen, ab 2023 Assistenzhunde für vielerlei Bedürfnisse samt ihren Besitzern ausbilden. Bis dahin wird die 30-Jährige ihre laufende Ausbildung zur Assistenzhundetrainerin an der ATN (Akademie für Tiernaturheilkunde) im schweizerischen Dürnten abgeschlossen haben. Dort hat sie sich schon zwischen 2018 und 2020 zur Hundetrainerin ausbilden lassen.

„Eigentlich wollte ich schon immer mit Hunden arbeiten. Aber das ist kein klassischer Ausbildungsberuf, und nach der Schule wollte ich erst mal vernünftig sein“, sagt Alexandra Goller, die ursprünglich in der Wirtschaftsprüfung tätig war. Momentan ist sie an der Schule „4 Steps 4 Dogs“ in Waiblingen angestellt. Die im Aufbau befindliche Schule in Hülben wird eine Zweigstelle sein, die die 30-Jährige nach dem Franchise-Modell eigenständig führen wird. Ein Pachtvertrag über das kommunale Grundstück ist zwischen Hundetrainerin und der Gemeinde bereits unterzeichnet. Mithilfe eines Landschaftsgärtners soll die Fläche von circa 13 Ar bis zum Frühjahr 2022 mit einem Geräteschuppen, einem Unterstand und schattenspendender Bepflanzung versehen sein. Eine Umzäunung wird schon Ende September stehen, weil Unterricht für Welpen, Junghunde und Training in Alltagssituationen ab sofort möglich ist. Geschult wird in Einzelstunden oder in Gruppen von maximal sechs Personen, und je nach Übung entweder auf der Wiese, im öffentlichen Raum oder zu Hause.

Einen Schwerpunkt will Alexandra Goller auf Hunde mit Angststörung und problematischer Verhaltensweise legen. Ihr eigener Hund Tayfun, ein Schäferhundmischling mit der Aura eines majestätischen Lämmchens, galt in früheren Jahren als aggressiv. An seinem Territorialverhalten verzweifelten Gollers Vorgänger, was dem Hund einen Aufenthalt im Tierheim bescherte. Der Zufall wollte es, dass Alexandra Goller zu dieser Zeit dort beschäftigt war und parallel ihrer Ausbildung zur Trainerin nachging. „Man kann auch einem älteren Hund Neues beibringen. Dafür muss man sich dann aber Zeit nehmen.“