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Die Ausmaße bleiben gewaltig

Verwaltungsneubau In der unteren Marktstraße will die Stadt Kirchheim neue Büroräume für rund 150 Mitarbeiter erstellen lassen. Der Rollschuhplatz erhält dadurch ein völlig anderes Gesicht. Von Andreas Volz

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An der Tiefgarage scheiden sich die Geister: Als Kirchheims Gemeinderat die Dimensionen des Verwaltungsneubaus am Rollschuhplatz festlegen sollte, dreht sich die Diskussion vor dem Beschluss fast nur um die Grundsatzdebatte, ob der Bebauungsplan den Bau einer Tiefgarage ermöglichen oder untersagen soll.

„Wir präferieren ein Untergeschoss ohne Pkw-Stellplätze“, konstatierte der SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Eisenmann, während Heinrich Brinker (Linke) die Debatte um eine Tiefgarage grundsätzlich ablehnte: „Es geht hier um ein effizientes Verwaltungsgebäude - und nicht um ein Parkhaus.“

Die entgegengesetzte Position vertrat Hans-Peter Birkenmaier (Freie Wähler): „Wir brauchen Stellplätze an und in diesem Gebäude - für Autos wie für Fahrräder. Deswegen finde ich es sehr wichtig, dass sich unter dem Gebäude eine Parkebene befindet.“ 25  Stellplätze für Autos müssten auf jeden Fall vorhanden sein. Es sei ja nicht auszuschließen, dass die Verwaltung diesen Standort eines Tages wieder aufgibt. Ein Nachnutzer sei auf jeden Fall auf Stellplätze angewiesen.

Auch Thilo Rose (CDU) sprach sich vehement für ein Parkdeck unter dem Gebäude aus - und zwar für mindestens eines: „Wenn es der Investor, der das Gebäude erstellt für wirtschaftlich machbar halten würde, auch ein zweites Parkdeck zu bauen, sollten wir ihm das nicht verwehren.“

Ein weiteres Argument für die Tiefgarage führte Gerd Mogler (CIK) an: „Wir können nicht von anderen verlangen, dass sie Stellplätze nachweisen, uns selbst aber nicht daran halten.“ Mindestens zehn Stellplätze hält er für notwendig, „besser wären aber 20“.

Ungelöst ist nach wie vor die Frage, wo und wie eine Tiefgaragenzufahrt erstellt werden soll. Die verkehrsgünstigste Variante wäre eine Zu- und Abfahrt über die Alleenstraße. Dieser Idee hat aber das Landesdenkmalamt eine klare Abfuhr erteilt: Der vorhandene Wall zwischen Alleenstraße und Rollschuhplatz ist eines der bedeutendsten Relikte aus der Zeit, als Kirchheim nach 1534 zur württembergischen Landesfes­tung ausgebaut worden war. Ein Schnitt durch diesen Wall wäre also ein zu massiver Eingriff in die historische Anlage der Stadt.

„Genau ein Stockwerk zu hoch“

Grünen-Stadtrat Michael Attinger führte die Diskussion zurück zu den Ausmaßen des Neubaus am Rollschuhplatz: „Wir haben jetzt fast nur über Parkplätze diskutiert. Aber ich habe immer noch ein Problem mit der Dimension dieses Gebäudes. Es ist genau ein Stockwerk zu hoch. Wir sollten uns nicht dem Vorwurf aussetzen, dort einen Prunkbau erstellen zu lassen.“ Anfangs sei von 80 bis 90 städtischen Arbeitsplätzen die Rede gewesen, die dort untergebracht werden sollen. Inzwischen liege diese Zahl bei 150.

Weitere Zahlen zum geplanten Neubau: Er soll 46,50 Meter lang und 17,50 Meter breit werden. Die Traufhöhe liegt bei 10,75 Metern und die Firsthöhe bei 20,75 Metern. Grundsätzlich zeigten sich die Redner mit diesen Ausmaßen zufrieden: „Gut, dass wir die Bürgerbeteilung hatten“, stellte Marc Eisenmann fest. „Wir haben dadurch zu einem Kompromiss gefunden, der dem Gebäude die Wucht nimmt.“ Auch Sabine Lauterwasser (Grüne) kann den neuen Maßen zustimmen: „Der anfängliche Entwurf dagegen war uns zu groß, zu hoch und zu dominant.“

Gerd Mogler bemängelte, dass die verbliebenen Dimensionen immer noch zu groß seien. Er sah aber auch einen entscheidenden Vorteil eines Neubaus in diesen Ausmaßen: „Wir können da sehr viele Arbeitsplätze in direkter Nähe zum Rathaus unterbringen.“

Eine „unsägliche Dachform“

Andreas Banzhaf (Freie Wähler) sprach sich gegen die geplante Dach- und Giebelform zum Rollschuhplatz hin aus: „Diese unsägliche Form kann ich nicht nachvollziehen. Das wird ein Walmdach mit steigenden Traufen - oder mit fallendem First. So etwas gibt es in der gesamten Innenstadt kein zweites Mal.“

Letztlich aber hat der Gemeinderat die vorgeschlagenen Maße des Neubaus bei nur einer Gegenstimme abgesegnet. Knapper ging der Antrag der Grünen aus, im Bebauungsplan nur ein Untergeschoss zuzulassen. Mit 18 zu 15 Stimmen fand dieser Antrag eine Mehrheit. Zum Parken fiel der Beschluss, dass mindestens zehn Stellplätze zu schaffen sind - wenn auch nicht für die Öffentlichkeit.