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Die „Außenränder“ kritisch analysieren

Zum Artikel „Wir sind eine Friedenspartei“ vom 24. August

Im Biergartentalk stellt sich Herr Sahin den Wählern vor und formuliert innerhalb der Linken unstrittige Argumente, gewürzt mit etwas Lokalkolorit.

Viel interessanter wäre aber, wie er als Mitglied einer Friedenspartei die „posts“ seines Hamburger Parteifreundes Bijan Tavassoli erklärt. Dieser gratuliert in einem inzwischen gelöschten Facebook-Post dem afghanischen Volk zu seiner wiedererlangten Freiheit und Souveränität. Dazu, dass es sich jetzt in stabilen Verhältnissen an den Aufbau der Wirtschaft machen kann. Er rät den Taliban, Kollaborateure wie die Übersetzer der Nato-Truppen nicht öffentlich hinzurichten. Andererseits gälte in vielen Ländern für Landesverrat die Todesstrafe und Tavassoli würde verstehen, wenn die Kollaborateure nach einem ordentlichen Gerichtsverfahren verurteilt würden.

Nun kann ich als Demokrat mit etwas Unverständnis diese Meinung akzeptieren, wo ich aber als Deutscher, der stolz auf unser Grundgesetz und unsere Bundeswehr ist, nicht mehr mitkann, ist der Abschluss des „posts“: „Ich gratuliere dem afghanischen Volk zu seinem Sieg über die ausländischen Besatzer - insbesondere zu jedem einzelnen der 37 eliminierten Bundeswehrsoldaten - und wünsche Ihnen eine blühende Zukunft in Frieden und Freiheit!“

Ich lasse die Worte unkommentiert, hoffe aber, „Die Linke“ agiert hier parteiintern. Dieser Linke hat den Boden des Grundgesetzes verlassen. Hätte die Linke Anstand, wäre hier eine Entschuldigung bei Soldatenwitwen wie Ina Schlotterhose oder Andrea Beljos angesagt.

Wenn ein AfD-Mitglied eine Verfehlung hat oder ein Konservativer irrlichtert, füllt dies berechtigtermaßen mehrere Spalten. Wenn von links eine solche Zumutung kommuniziert wird, dann wird der Kandidat damit nicht einmal konfrontiert. Ich kann nur hoffen, dass, wer auch immer den nächsten Kanzler stellt, den rechten, aber auch linken Rand des Parteienspektums sehr kritisch analysiert.

Holger Macho, Owen