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Die Bissinger Orgel

Eine Orgel gab es in der Marienkirche schon ab 1750. Sie stand im Chor und war zu schwach, deshalb mussten immer zusätzlich die Posaunenbläser ran. Johann Victor Gruol und Söhne bauten 1824 die neue Orgel. Für sie wurde die Bissinger Marienkirche nach Süden erweitert und das Kirchendach um ein mit Sternen bemaltes Gewölbe erhöht.

Der zentrale Platz ging auf Erfahrungen in Nabern zurück. Dort sollen die im Chor aufgestellte Orgel und die Gemeinde zu weit voneinander entfernt gewesen sein. Der Organist war mit dem Choral schon fertig, während die Gemeinde noch sang. In Bissingen wurde der kraftvolle Ton der neuen Orgel für hinreichend befunden. Also hielt der Kirchenkonvent das Posaunenblasen fortan für unnötig. Er verpflichtete die Posaunenbläser, stattdessen künftig vierstimmig zu singen. So entstand der Bissinger Kirchenchor.

Johann Victor Gruol war bei Johann Ludwig Goll in Weilheim in die Lehre gegangen. Dann richtete er in Bissingen im Saal der späteren „Krone“ einen Orgelbaubetrieb ein. Mit der Bissinger Orgel mit 20 Registern wollte er sein Können zeigen. Zur Einweihung am 1. Advent 1824 kamen Sachverständige aus nah und fern. Das Barockgehäuse der Orgel fiel aus der Zeit, eigentlich hatte längst der schlichtere Klassizismus das Barock abgelöst.

Um 1880 und 1926 wurden die Register verändert und ergänzt. Bei der Renovierung von 1969 entfernte Orgelbaumeister Richard Rensch aus Lauffen am Neckar die aufgeschraubten Holzleisten mit den Porzellanschildchen. Darunter fand er rechteckige Papierschilder mit identischer Angabe. Als er auch diese entfernte, fand er die ovalen Originalschilder von Johann Victor Gruol. So konnte er das ursprüngliche Klangbild wieder herstellen. pd