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Die Dieseldebatte ist ein Irrsinn

Zum Artikel „Lungenärzte zweifeln an Grenzwerten für Stickoxide“ vom 24. Januar

Mehr als 100 Lungenfachärzte haben die Position von Dr. Dieter Köhler unterstützt, der von 2005 bis 2007 als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) amtierte. Zu Recht kritisierten die Lungenfachärzte die fragwürdige Festlegung des Stick- oxidwerts auf 40 Mikrogramm als Begründung von Dieselfahrverboten. Das Absurde: Am Arbeitsplatz darf ein Arbeitnehmer acht Stunden 950 Mikrogramm Stickoxid ausgesetzt sein, sodass es als unbedenklich gilt, in der Schweiz sogar 6 000 Mikrogramm. Nun hat niemand gehört, dass die Grenzwerte, die am Arbeitsplatz erlaubt sind, Menschen in Gesundheitsgefahr bringen, auch nicht in der Schweiz. Berechnet man nun die etwa acht Stunden, die ein Arbeitnehmer etwa 950 Mikrogramm ausgesetzt sein darf, so ist dies ein Mehrfaches dessen, dem ein Anwohner am Neckartor in Stuttgart 24 Stunden ausgesetzt ist. Das wäre selbst bei 100 Mikrogramm Stickoxid-Grenzwert der Fall, dem zulässigen Wert in den USA.

Was in Deutschland die Ermittlung seriöser Grenzwerte für Stickoxide verhindert, sind die Standorte der Messstationen. Laut EU sollten Messstationen so aufgestellt sein, dass sie einige Meter von der Straße entfernt sind, damit sich die Emissionen mit der Luft um die Messstation herum vermischen können. Diese Voraussetzung ist für die Messstation am Neckartor in Stuttgart und bei vielen anderen Messstationen nicht erfüllt. Eigentlich müsste die Messstation nicht am Neckartor in Stuttgart stehen, sondern in der Fußgängerzone, wo sich die Menschen meistens aufhalten.

In anderen Ländern geht man vernünftige Wege. In Wien hat man eine Messstation in der Fußgängerzone, eine andere in einem Park aufgestellt. In Athen ist die Messstation in zehn Meter Höhe an einem Hochhaus angebracht. Was niemand verwundert - in keinem dieser beiden Länder gibt es Dieselfahrverbote und auch in sonst keinem EU Land. Ausschließlich in Deutschland gibt es Dieselfahrverbote, wo jeder siebte Arbeitsplatz vom Verbrennungsmotor abhängt - ein Irrsinn.

Peter Schuster, Notzingen