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„Die Digitalisierung hat sich als Schwachstelle erwiesen“

Pressegespräch Der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich will die richtigen Lehren aus der Pandemie ziehen.

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Unterensingen. Mit Spannung blickt der Kirchheimer CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich auf den Wahlkampf: „In der Vergangenheit gab es keine großen Probleme, das Direktmandat zu gewinnen. Auch dieses Mal habe ich den Anspruch, es zu halten. Aber es kann eng werden, das ist ein landesweiter Trend. Ich muss kämpfen.“ Dass er dennoch zuversichtlich ist, zeigt die Tatsache, dass er ohne Netz und doppelten Boden in den Wahlkampf zieht: „Ich habe keine Absicherung über die Landesliste.“

Hoffnung geben ihm die aktuellen Umfragewerte: „Vor acht Wochen hätte ich es nie für möglich gehalten, dass wir wieder so gut dastehen wie jetzt gerade.“ Die Union habe von zwei Ereignissen profitiert: Von der Wahl in Sachsen-Anhalt sowie von den Vorgängen um Annalena Baerbock. „Sie ist geprüft worden“, sagt er zur Kanzlerkandidatin der Grünen. „Das gehört zum Geschäft. Die CDU hat das bei Annegret Kramp-Karrenbauer gemerkt.“ Trotzdem hält er es für richtig, wenn die Öffentlichkeit jetzt vom persönlichen „Abklopfen“ wieder zu Sachthemen übergeht.

Sein Thema als Gesundheitspolitiker ist vor allem die Pandemie. Nach großen Schwierigkeiten in der Zeit von Oktober bis März - mit der Impfstoffbeschaffung ebenso wie mit „Maskendeals“ - hat er jetzt das Gefühl, „dass wir Tritt gefasst haben“. Die Zusage, dass bis zum Sommer jeder ein Impfangebot erhalte, lasse sich erfüllen. Spätestens im Juli könne jeder, der Interesse daran hat, die erste Impfung erhalten. Noch im August könne die zweite Dosis folgen. „Der Sommer geht aber bis zum 21. September. Deswegen denke ich, dass wir das Versprechen schon vor Ende des Sommers einhalten können.“

Corona werde aus diesem Grund auch gar nicht mehr das Schlüsselthema des Wahlkampfs sein, meint Michael Hennrich aus heutiger Sicht. Trotzdem gehe es darum, aus den Erfahrungen mit der Pandemie zu lernen: „Bei den Krankenhäusern und der Intensivbetten-Kapazität sind wir gut aufgestellt. Aber wir müssen den öffentlichen Gesundheitsdienst stärken. Und die Digitalisierung hat sich als die Schwachstelle schlechthin erwiesen.“ Außerdem müsse die Produktion vieler Güter nach Europa zurückkehren. Zudem seien die Lagerkapazitäten in Europa deutlich auszubauen.

Es brauche auch sehr viel mehr Transparenz: „Bei vielen Leuten ist der Eindruck entstanden, die Bundesregierung würde nur auf drei Berater hören. Das stimmt zwar nicht, aber gerade deshalb müssen wir das Handeln der Regierung transparenter machen.“ Die Meinungen, die ihn während der Pandemie erreicht haben, waren völlig unterschiedlich: „Da hat zum Beispiel einer gefordert, ich müsse sofort dafür sorgen, dass alle Menschen eingesperrt werden, um die Infektionsgefahr zu verringern.“ Ein gemeinsamer Nenner sei da nicht mehr zu finden.

Beim Klimaschutz setzt Hennrich darauf, Ökologie und Ökonomie unter einen Hut zu bringen - um beidem gerecht zu werden, wenn es darum geht, den Strukturwandel zu bewältigen. Dazu gehört Nachhaltigkeit - im Interesse kommender Generationen - ebenso wie der Kampf gegen steigende Wohn- und Baukosten. Generell müssten Deutschland und die EU schneller und flexibler werden.

Er selbst zeigt sich bei möglichen Koalitionen flexibel: „Wir können auch mit den Grünen und der FDP gut zusammenarbeiten - solange der Regierungsauftrag an uns geht.“ Vom CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet zeigt er sich positiv überrascht: „Ich habe großen Respekt vor seinen Steherqualitäten. Der ist ja wirklich ordentlich durch die Mangel gedreht worden.“ Andreas Volz