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Die einzelnen Stationen der Nachhaltigkeitsführung in Kirchheim

Nachhaltigkeits Stadtführung_Stadtmobil
Nachhaltigkeits Stadtführung_Stadtmobil

Die Metzgerei Hepperle, zu der auch das Gasthaus zum Rad gehört, ist das erste Ziel der Stadtführung. Metzgermeister Gerhard Hepperle, vierte Generation des seit 1879 bestehenden Familienbetriebs, ist Mitglied bei „Schmeck‘ die Teck“ und kennt die Landwirte, von denen er seine Schlachttiere bezieht, teilweise schon seit Jahrzehnten. „Wird in der Wirtschaft ein Rostbraten bestellt, kommt der Koch an die Theke hier im Laden und holt sich das Stück“, beschreibt er die Betriebsabläufe.

Von der Dreikönigsstraße ist der Roßmarkt nicht weit. Dort steht ein knallrotes Stadtmobil und Heinrich Brinker ist in seinem Element. „Das ist kein Porsche, aber man kommt überall damit hin“, sagt er über den Stadtflitzer und zeigt seine Mitgliedskarte. Einmal kurz an die Windschutzscheibe hingehalten und schon macht‘s klack und das Auto ist geöffnet.

Die Bücherzelle wird kurz gestreift. In dem alten Telefonhäuschen finden sich vollgestellte Bücherregale. Der Austausch funktioniert seit Jahren reibungslos: ausgelesene Bücher kommen rein und neue Interessenten holen sie wieder raus.

Übern Zebrastreifen geht‘s weiter zur FahrradZählstation in der Dettinger Straße. „Das wunderbare Wetter zeigt sich sofort, die Zahl steigt stetig nach oben“, sagt Dieter Hutt von der Initiative „Fahr-Rad“. Er geht auf die Fahrradstadt Kirchheim ein, die seit 2010 den Titel fahrradfreundliche Kommune tragen darf. Dazu kommen zwei Rikschas und in der Stadtbücherei stehen drei Holzräder für die Kleinen parat. Ganz zufrieden ist Dieter Hutt allerdings nicht: „An der Radinfrastruktur kann man immer was verbessern.“

Zum Weltladen, der vom Eine-Welt-Verein getragen wird, ist es nicht mehr weit. Die Vereinsmitglieder arbeiten ehrenamtlich im Laden, und ein paar stehen schon für Fragen bereit und geben gerne Auskunft. Fairer Handel steht hier im Mittelpunkt. Sozial- und Umweltverträglichkeit, Transparenz der Handelswege und demokratische Strukturen bei der Produktion sind weitere wichtige Stichworte. Kontinuität in der Handelsbeziehung sichert die Existenz vieler Kleinbauern. Informations- und Bildungsarbeit liegt den Vereinsmitgliedern ebenfalls im Herzen. Sie wollen die Menschen in der Region für das Thema sensibilisieren. „Bei uns gibt es nicht nur Kaffee. Wir haben den Textilbereich erweitert und es gibt Trendiges wie Taschen aus alten Moskitonetzen“, sagt Barbara Fischer, Zweite Vorsitzende des Vereins.

Nun steht ein längerer Fußmarsch an, denn nächster Halt ist das Schloss an der Schülestraße. Es geht um das Thema Wohnungsbau. „Drei Dinge sehen wir hier beim Schloss: Die entstehenden Gebäude ,Lauterterrassen‘ am Hain der Kulturen mit den teuren Wohnungen, das Gerberviertel mit den verfallenden Häusern und das Steingau-Areal“, erklärt Heinrich Brinker. Etwa 40 000 Quadratmeter werden hier innenstadtnah komplett neu bebaut, sodass ein eigenes Stadtviertel entsteht. „Immer gibt es bei solchen freien Flächen die Diskussion darüber, wie verdichtet gebaut werden soll“, so Heinrich Brinker. Alles wird privatisiert, die Stadt verkauft den Grund. „Hier hat man wenig Möglichkeit zu steuern, obwohl es das wichtigste Bauprojekt der Stadt ist und rund 800 Menschen hier eine Wohnung finden werden. In dem neuen Viertel sollen auch Leben und Arbeiten kombiniert werden - und das hängt eng mit Verkehr zusammen“, sagt er weiter. Wer in Ochsenwang wohnt, braucht ein Auto, um sein Alltagsleben meistern zu können. Bei Flächenrecycling wie auf dem einstigen EZA-Areal, das nahe zum Zentrum und zum Bahnhof liegt, brauchte es aus Sicht von Brinker keinen eigenen Pkw. „Aus der Fläche hätte man mehr draus machen können, man hätte in ganz anderen Dimensionen denken können. Für mich ist das zu kurz gesprungen“, kritisiert er.

Die Schenkscheune ist die letzte Station. Die gibt es seit zwei Jahren - und mittlerweile am dritten Standort in der Alleenstraße 38. „Das ist ein Flohmarkt, nur ohne Geld und das ganze Jahr über“, sagt Tim Baur. Leute bringen die Dinge vorbei, die sie nicht mehr brauchen, egal ob Haushaltsartikel, Kleidung, Krimskrams oder Werkzeug. „Es gibt auch viele Kuriositäten“, so Tim Baur. Die 15 ehrenamtlichen jungen Leute müssen Miete für das Objekt bezahlen, können dies dank Spenden jedoch stemmen. ih

Nachhaltiger Stadtrundgang_Weltladen
Der Weltladen in Kirchheim. Archivfoto