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Die hässliche Seite der Milch

Zum Artikel „Die Milch macht‘s“ am 1. Juni

Die Milchkuhhaltung ist in aller Regel kein Bauernhofidyll, sondern ist ein knallhartes Geschäft. Dank züchterischer „Optimierung“ wurde die Milchleistung einer Kuh seit 1800 um das 14-Fache gesteigert. Um diese riesigen Milchmengen produzieren zu können, wird ein Großteil der Tiere einem Ausbeutungsprozess unterworfen, der wenig Raum für angeborene Verhaltensweisen und natürliche Lebensabläufe lässt.

Gerade einmal 42 Prozent der Kühe dürfen im Schnitt etwa fünf Monate pro Jahr auf die Weide. Die anderen verbringen ihr ganzes Leben eingesperrt in (Lauf-)Ställen, etwa ein Fünftel sogar in zeitweiliger oder dauerhafter Anbindehaltung, vor allem in Baden-Württemberg und Bayern. Unmittelbar nach der Geburt werden die Kälber von ihren Müttern getrennt. Männliche und zur Nachzucht ungeeignete weibliche Kälber werden etwa acht Wochen einzeln in Kälberboxen beziehungsweise -iglus gemästet, danach in Gruppen zusammengelegt und nach einigen Monaten geschlachtet. Die Kühe werden, noch während sie Milch geben, erneut künstlich befruchtet. Heute stammt etwa die Hälfte der Milch von schwangeren Tieren.

Da Gras und Heu nicht genug Energie zur Erzeugung der riesigen Milchmengen liefern, werden „Turbokühe“ mit krankmachendem Kraftfutter gefüttert, zum Beispiel Sojaschrot mit chemischen Zusatzstoffen wie Glycerin, Harnstoff und sauren Salzen. Weil auch das nicht ausreicht, zehren sie ihr kurzes Leben lang von ihrer eigenen Substanz - auch viele „Biokühe“. Nach durchschnittlich vier Jahren bis auf die Knochen ausgelaugt und damit unrentabel geworden, führt ihr Weg ins Schlachthaus, wo noch der letzte klägliche Rest ihrer geschundenen Körper in bare Münze umgewandelt wird.

Marie-Luise Strewe, Lenningen