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Die Mühen der Demokratie

Zum Artikel „Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit“ vom 12. November

Dass wir heute in der Bundesrepublik die Vorzüge der Demokratie genießen können, ist keine Selbstverständlichkeit. Die Herausforderungen und Gefährdungen der Demokratie sehen wir jeden Tag, wenn wir nach Polen, nach Ungarn, in die Türkei, nach Brasilien, nach Indien, nach Russland, nach China, in die USA und in andere Länder und Kontinente blicken.

Aber auch in unserem Land machen die Wahlerfolge der AfD deutlich: Je größer die (ökonomischen) Ausgrenzungen, Unsicherheiten, Abstiegs- und Zukunftsängste sind, desto stärker ist der Wunsch nach einfachen und schnellen Lösungen. Diesen Wunsch kann der mühselige demokratische Prozess nicht erfüllen. Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a. D. schrieb kürzlich in der Extra-Ausgabe der Zeitschrift „Publik-Forum“: „Die wirkliche demokratische Politik ist weder Unterhaltung noch Erlösung . . . Man müht sich von Kompromiss zu Kompromiss . . . Aber ich lobe die Langsamkeit der Demokratie . . . Denn nur diese Langsamkeit ermöglicht meist vielen, sich an ihren Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen zu beteiligen, wenn sie es denn wollen.“

Von all diesen wichtigen Überlegungen, die auch Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker am Samstag, 10. November, anlässlich des Starts des vorbildlichen Projektes „Pfad der Demokratie“ in ihrer Ansprache berührte, findet sich im Teckboten-Artikel zu diesem Ereignis kein Wort. Ohne den dringenden notwendigen Bezug zur Gegenwart, ohne Erwähnung des Programmes „Demokratie leben“ und der Rolle der Kirchheimer „lokalen Partnerschaft für Demokratie“ wird im Artikel das referiert, was bereits in früheren Teckboten-Artikeln stand (zum Beispiel am 24. Oktober) oder was der oder die Interessierte auch selbst auf den Schautafeln an den zehn Stationen des Pfades nachlesen kann. Ärgerlich!

Hans Dörr, Notzingen