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Die Panorama-Therme schwimmt sich frei

Erholung Die monatelange Schließung des Beurener Bads hat ein tiefes Loch in die Kasse gerissen. Neben der Aussicht auf Staatshilfen macht das Sommergeschäft Hoffnung. Von Thomas Schorradt

Plantschen im Thermalwasser ist in diesem kühlen Sommer gefragt.Foto: pr
Plantschen im Thermalwasser ist in diesem kühlen Sommer gefragt.Foto: pr

In der Panorama-Therme in Beu­ren hat der Badebetrieb nach dem Corona-Lockdown wieder Fahrt aufgenommen. „Das schlechte Wetter der vergangenen Wochen hat uns in die Karten gespielt. Wir kommen wahrscheinlich mit einem blauen Auge durch den Sommer“, sagt Bertram Dorner, der Kur-und Bäderamtsleiter der Gemeinde am Albtrauf. Während die Gäste in den Thermalbecken, den Themengrotten und den Saunalandschaften wieder die Seele baumeln lassen können, lecken die Verantwortlichen im Rathaus noch ihre Coronawunden. „Wir rechnen gerade zusammen, was uns die Schließung gekostet hat“, sagt Dorner. Vom 2. November des vergangenen Jahres bis zum 21. Juni war außer Spesen nichts gewesen. „Uns fehlen bislang schätzungsweise fünf Millionen Euro in der Kasse.“

Besonders schmerzt der Ausfall im vergangenen Herbst. Die Vorweihnachtszeit ist traditionell Thermenzeit. Wenn die Freibäder in der Region geschlossen haben und der Himmel wolkenverhangen ist, zieht es die Wasserfreunde in die Entspannung verheißende Bäderlandschaft am Fuß der Schwäbischen Alb. So ist Dorners Worten zufolge allein in den letzten acht Wochen des vergangenen Jahres ein Verlust in Höhe von 2,5 Millionen Euro aufgelaufen - genau so viel, wie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Gegen diese Summen wirkt der bisher von der öffentlichen Hand geleistete Ausgleich wie der Tropfen auf dem heißen Stein. „Wir haben bisher 800 000 Euro an Soforthilfe bekommen“, sagt Dorner.

Nicht nur für die Therme, sondern auch für die Gemeinde ist die finanzielle Unterstützung von Bund und Land von existenzieller Bedeutung. Beuren, traditionell eine der einkommensschwächsten Gemeinden im Kreis Esslingen, kann sich die im Januar 1977 eingeweihte Panorama-Therme nur leisten, wenn sie im Betrieb eine schwarze Null schreibt.

Besucherstrom muss anhalten

„Wir haben weder finanzstarke Stadtwerke, noch eine Betreibergesellschaft, noch einen tragfähigen Gemeindehaushalt in der Hinterhand, um Defizite auszugleichen“, sagt der Beurener Bürgermeister, Daniel Gluiber. Und eine schwarze Null schreibt die Panorama-Therme ihm zufolge nur, wenn der Besucherstrom übers Jahr nicht abreißt. Mehr als 600 000 Badefreunde tauchen pro Jahr in die Bäderlandschaft ein.

Immerhin keimt inzwischen wieder Hoffnung auf. Dennis Birnstock, FDP-Landtagsabgeordneter aus dem Wahlkreis Nürtingen, hatte sich aufgrund der prekären Finanzlage der Panorama-Therme mit einem Brief an die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) gewandt und frohe Botschaft erhalten. In ihrem Antwortschreiben verweist die Ministerin darauf, dass sich das Land und die Kommunen Anfang Juli auf ein umfangreiches Hilfspaket geeinigt hätten. Dabei sollen Kommunen, die als Träger von Kur- und Heilbädern von coronabedingten Einnahmeausfällen betroffen sind, anteilig mit 30 Millionen Euro unterstützt werden. Die Ministerin zeigt sich in dem Schreiben optimistisch, dass auch Beuren davon profitiert.

Selbst wenn ein weiterer Scheck die tiefsten Sorgenfalten der Verantwortlichen glätten würde, ist es noch ein weiter Weg bis zum Normalbetrieb. „Wir werden auf jeden Fall die angedachten Investitionen in den Saunabereich vorerst auf die lange Bank schieben müssen“, sagt Dorner. Dass die Beu­rener auf die Investitionsbremse treten wollen, ist nicht nur der Coronadelle geschuldet. Bis zum Herbst des kommenden Jahres will die Gemeinde rund zwei Millionen Euro in die Hand nehmen, um in direkter Nachbarschaft der Therme einen großen Wohnmobil-Stellplatz mit 60 Plätzem einzurichten. Indirekt ist der Bau auch eine Investition in die Therme. „Wohnmobilisten gehen gerne in die Sauna. Das ist eine Win-Win-Situation“, ist sich Dorner sicher.