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Die Rückkehr der Jedi-Ritter

Basketball Die Knights holen mit Jonathon Williams und Besnik Bekteshi zwei altbekannte Kämpfer zurück. Nach Stewart muss auch Dubose den Verein verlassen. Von Bernd Köble

Zwei Spieler, die Erinnerungen an erfolgreiche Kirchheimer Zeiten wecken: Jonathon Williams (links) war in der Saison 2016/17 ei
Zwei Spieler, die Erinnerungen an erfolgreiche Kirchheimer Zeiten wecken: Jonathon Williams (links) war in der Saison 2016/17 eine der dominierenden Figuren in der Pro A. Besnik Bekteshi (oben) stand bereits 2012 in der Mannschaft des damaligen Finalisten und Vizemeisters.Fotos Markus Brändli/Genio Silviani

Die gerade erst begonnene Spielzeit in der 2. Basketball-Bundesliga bleibt aus Kirchheimer Sicht die Saison der Überraschungen. Nach den beiden deutlichen Auftaktniederlagen gegen Tübingen und Karlsruhe stehen die Knights vor einer erneuten Zäsur im Kader. Spielmacher Marlon Stewart musste den Verein bereits zu Beginn der Woche verlassen, inzwischen haben die Ritter mit Ian Dubose auch die Ternnung von ihrem zweiten Point Guard bekannt gegeben.

Wie so oft in den vergangenen Wochen ging alles ganz schnell. Ersatz ist bereits da, und der dürfte viele überraschen: Jonathon Williams und Besnik Bekteshi haben bereits mit der Mannschaft trainiert und könnten - so die Papiere von Williams rechtzeitig eintreffen - bereits am Samstag gegen Jena vor eigenem Publikum auflaufen. Zumindest was Williams betrifft, ist es kein positionsgetreuer Tausch. Der bullige US-Amerikaner ist ein Mann für den Flügel, der aufgrund seiner Physis auch auf der Vier spielen und sich unterm Korb behaupten kann. In der Saison 2016/17 war er einer der auffälligsten Akteure in der Pro A und einer der Hauptgründe, weshalb es die Mannschaft von Headcoach Michael Mai bis ins Play-off-Halbfinale geschafft hat. Williams kam damals von den Hamburg Towers und kehrte dorthin auch zurück, nachdem er die Saison in Kirchheim mit 18,4 Punkten und 6,4 Rebounds als zweitbes- ter Scorer der Liga beendet hatte.

Was angesichts der momentanen Lage in Kirchheim wichtiger sein dürfte: Williams ist ein absoluter Leader, der wie wenig andere auf dem Niveau Präsenz ausstrahlt. Was hinzukommt: Er ist dank seines Körperbaus auf dieser Position nur schwer zu verteidigen. Die Sorge, der inzwischen 32-Jährige könnte seinen Leistungs-Zenit überschritten haben, teilt Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt nicht. „John ist in einer krassen Form“, sagt er. „Dass er eine Mannschaft führen kann, hat er häufig genug bewiesen.“

Zuletzt in den Niederlanden, wo er beim Erstligisten Den Bosch eine tragende Rolle spielte. Ein dort in Aussicht gestellter Dreijahresvertrag ist nach einem überraschenden Trainerwechsel zuletzt geplatzt. Für Williams, der als ausgeprägter Familienmensch gilt, und auf Verlässlichkeit setzt, kam Kirchheim gerade recht. Dort hatten sich er und seine Familie zuletzt wohlgefühlt.

Bekteshi nach Verletzung fit

Anpassungsprobleme in der Teckstadt dürfte auch Besnik Bekteshi nicht haben. Hier steht sein Elternhaus, hier ging er zur Schule und hier hat er in der Jugend beim VfL mit dem Basketballspielen begonnen. Inzwischen ist das Eigengewächs, das mit Unterbrechung drei Spielzeiten lang das Knights-Trikot trug, 28 Jahre alt. Dass der Kirchheimer mit kosovarischen Wurzeln ein Riesentalent ist, ist unbestritten. 2012, dem Jahr der Vizemeisterschaft, bestritt er als junger Kooperationsspieler im Austausch mit Ludwigsburg mit 19 Jahren seine wohl stärkste Runde im Kirchheimer Trikot. Dass sein Durchbruch in der ersten Liga nach nur einer Saison in Vechta endete, lag an einer Vielzahl von Verletzungen. Zuletzt in Tübingen, wo er zwei Jahre lang nie richtig Tritt fasste. Ohne das Angebot seines Heimatvereins hätte ihm ein vertragloses Jahr gedroht.

Jetzt scheint Bekteshi körperlich fitter denn je zu sein, und unter der Teck erinnert man sich an das, was ihn in früheren Zeiten ausgezeichnet hat: eine kompromisslose Verteidigung, einen guten Distanzwurf und sicheren Ballvortrag. Bekteshi beschert den Knights zudem neuen Spielraum. Er ist neben Aleksa Bulajjc eine weitere deutsche Kraft im Spielaufbau. Nach dem Deal mit Williams könnte zudem Neuzugang Justin Pierce vom Flügel verstärkt auf die Zwei wechseln, wo er sich ohnehin wohler fühlt. Der 23-Jährige, der neben seinen charakterlichen Eigenschaften vor allem wegen seiner Scorerqualitäten verpflichtet wurde, ist diesen Nachweis bisher allerdings noch schuldig geblieben. „Wir reden ganz offen, und er weiß, dass wir mehr von ihm erwarten“, sagt Chris Schmidt.

Deutlich geringer sind die Erwartungen vor dem Heimspiel am Samstag gegen Jena. Gegen einen der Titelanwärter dürfte es für die erneut veränderte Rittertruppe schwierig werden, sich zu finden. „Jena ist für mich im Moment nicht der Maßstab“, meint Chris Schmidt. „Für uns geht es am Samstag ausschließlich darum, Charakter zu zeigen.“