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Die „SchiScho“ schmeckt nicht nur den Viertelesschlotzern

Konsum Die Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck spricht mit neuen Produkten auch neue, jüngere Käuferschichten an. Von Anneliese Lieb

Frisch und fruchtig ist die Schillerschorle „SchiScho“ der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck, die (von rechts) Bürgerm
Frisch und fruchtig ist die Schillerschorle „SchiScho“ der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck, die (von rechts) Bürgermeister Matthias Becker, Christine Anhut, Jürgen Pfänder und Werner Mönch jetzt in der Sunset-Lounge unterhalb der Ruine präsentierten.

Die Reben im Weinberg haben wunderbar ausgetrieben. „Witterungsbedingt sind wir drei Wochen später dran“, sagt Jürgen Pfänder. Kein Grund zur Sorge: „Die Sorten stehen prächtig da.“ Und während unterm Hohenneuffen der neue Wein heranwächst, macht sich das Team der Genossenschaft Gedanken über weitere Angebote. Neu auf dem Markt: die Schillerschorle. Doch Corona hat auch die Weingärtnergenossenschaft ausgebremst. Lieferungen an Festlesveranstalter sind ganz ausgeblieben und auch die Gastronomie hat sich mit Bestellungen zurückgehalten. Absatz war aber trotzdem da, denn Privathaushalte haben mehr geordert. Der Verkauf am Kelterplatz war bis auf kurze Abschnitte nahezu durchgehend geöffnet. Probieren darf man allerdings auch jetzt noch nicht.

Eine Möglichkeit für die Genossenschaft, um öffentlich präsent zu sein, ist deshalb das Wein-to-go-Angebot. Im Freien und mit Abstand darf man den Neuffener aus der Flasche verkosten. Das Glas bringt man selber mit oder erwirbt eines. Der Start im Frühjahr verzögerte sich zunächst. War die Resonanz bei kühlem wechselhaftem Wetter noch zurückhaltend, hat sich der Andrang am letzten Wochenende mehr als verdoppelt. Auch im Freien werden die Besucher gebeten, sich eine Sitzgelegenheit etwas weiter entfernt zu suchen.

Dass der Neuffener Täleswein nicht nur ein Getränk für alteingesessene Viertelesschlotzer ist, sondern neue Sorten vermehrt auch die junge Generation ansprechen, freut Geschäftsführerin Christine Anhut und ihren Kollegen, den Vorstandsvorsitzenden Jürgen Pfänder. „Unser Cool White ist derzeit der absolute Renner.“ Von Pfänder und Anhut kam im Frühjahr auch die Idee, eine Schillerschorle auf den Markt zu bringen. „Wir wurden immer wieder nach einer Schorle gefragt.“ Das richtige Mischungsverhältnis war schnell gefunden und so gibt es den Schillerwein jetzt gemischt mit Sprudel (60 Prozent Wein und 40 Prozent Wasser) als „SchiScho“ in der 0,33-Liter-Flasche mit Kronkorken.

„Die Resonanz ist positiv“, sagt Werner Mönch. Der Beurener Weingärtner, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck, ist wie Jürgen Pfänder ausgebildeter Weinerlebnisführer und hat sich ein umfassendes Weinwissen angeeignet.

Immer wieder wird er bei seinen Führungen gefragt, wie eigentlich der Schillerwein hergestellt wird. „Das ist ein Rotling aus verschiedenen Rotwein- und Weißwein-Trauben, die zur gleichen Zeit geerntet und gekeltert werden“, erklärt Werner Mönch. Der Name hat nichts mit dem Dichter Friedrich Schiller zu tun, sondern seine hellrötliche „schillernde“ Farbe gab ihm den Namen. Man staunt: „Der Schillerwein ist der meistgetrunkene Wein Würt­tembergs“, sagt Mönch. Der Neuffener Schillerwein habe einen betont fruchtigen und mineralischen Körper, in dem sich die Vielfalt der Aromen der unterschiedlichen Rebsorten spiegle. Im Schillerwein sind die weißen Hauptsorten Müller-Thurgau, Kerner, Sylvaner, Riesling und Johanniter und bei den roten Trauben überwiegen Spätburgunder, Schwarzriesling, Dornfelder und Portugieser. Dass die Weine der Genossenschaft mit den neuen Etiketten gut ankommen, freut auch Matthias Bäcker, der nicht nur Bürgermeister in Neuffen ist, sondern auch Aufsichtsratsvorsitzender der Weingärtnergenossenschaft.

Nicht nur die Neuffener vermissen ihre Feste, auch Auswärtige kommen gerne in die „Schwäbische Toskana“ zum Weinprobieren. Gibt es in diesem Jahr keinen Eselhock? Bürgermeister Matthias Bäcker muss diese Frage verneinen, hofft aber, dass 2021 wenigstens das Lichterfest und der Weihnachtsmarkt stattfinden können. Auf einen Ausschank im Weinkeller am Kelterplatz, da sind sich Bäcker und das Team der Genossenschaft einig, muss man dieses Jahr wohl verzichten.

Dass im Neuffener Tal neue Sorten ausprobiert werden, sieht man unter anderem im Versuchsweinberg. Neu angepflanzt haben einige Wengerter die Sorte Chardonnay. Jürgen Pfänder und Chris­tine Anhut gehen davon aus, dass es nicht mehr lange dauert, bis genügend Trauben geerntet werden können, um einen Neuffener Chardonnay in Flaschen abzufüllen.