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Die Stadt Kirchheim will fürs nächste Unwetter lernen

Vorsorge Warnsysteme, saubere Gräben und Einläufe sowie ein Katastropheneinsatzplan sollen Schäden minimieren.

Kirchheim. Nach dem Sturm ist vor dem Sturm: Die Unwetter vom 23. Juni sowie vom 25. Juni haben dafür gesorgt, dass Kirchheims Stadtverwaltung Schwachstellen analysiert und nach Verbesserungsmöglichkeiten sucht. Auch wenn es sich beim Hagel am 23. Juni um ein „extremes Niederschlagsereignis“ gehandelt habe, führe es hoffentlich dazu, „dass sich in unserem Denken und Handeln etwas verändert“, sagte Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer im Gemeinderat.

Die Superzelle, die in ihrem Inneren den starken Hagel gebracht hat, bezeichnete er als Vorstufe eines Tornados: „Ein Tornado würde einen noch viel größeren Schaden anrichten. Den 96 Litern pro Quadratmeter, die im Zusammenhang mit dem Hagelsturm über Teilen Kirchheims niedergingen, folgten nur zwei Tage später weitere 50 Liter pro Quadratmeter, weil es über einen längeren Zeitraum heftig regnete.

Kanal ist kein Hochwasserschutz

Ein Problem sei dabei die verstopfte Kanalisation gewesen. Als in der Folgewoche weitere erhebliche Niederschläge angekündigt waren, habe sich die Kanalisation als funktionsfähig erwiesen. Günter Riemer betonte allerdings klar: „Die Kanalisation ist ein Abwassersystem und kein Hochwassersystem.“ Sie könne Hagel, der durch die Straßen fließt, auch gar nicht aufnehmen.

„Kein Abwassersystem kann mit einem solchen Regen fertig werden“, stellte auch Stadtrat Reinhold Ambacher (Freie Wähler) fest. Trotzdem seien die Einlaufsysteme regelmäßig zu überprüfen: „Wenn dann beim Putzen und Ausmähen der Gräben auch mal Kleinlebewesen Schaden nehmen, müssen wir eben die Bilder vom Hochwasser zeigen, um zu erklären, dass diese Arbeit sinnvoll und notwendig ist.“

Die CDU-Fraktionsvorsitzende Natalie Pfau-Weller forderte, die Sirenen zu reaktivieren: „Wenn das Mobilfunknetz zusammenbricht, helfen auch Warn-Apps nicht mehr weiter. Wir müssen schauen, dass wir uns künftig noch besser vorbereiten.“ Renata Alt (FDP/KiBü) wollte ebenfalls bei der Frühwarnung ansetzen: „Schon vier Stunden im Voraus wäre eine Warnung für Kirchheim möglich gewesen. Wir müssen künftig öfter mit solchen Superzellen rechnen.“

An einen Antrag aus dem Jahr 2019, ein elektronisches Frühwarnsystem einzuführen, erinnerte in diesem Zusammenhang der SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Eisenmann. Für den Steingrubenweg in Ötlingen verwies er auf das Problem, dass dieser niedriger sei als die Stuttgarter Straße. Gemeinsam mit Fachleuten und Anwohnern wolle die Stadt Lösungen erarbeiten, um den Steingrubenweg besser zu schützen, versprach Oberbürgermeister Pascal Bader.

Die Stadt arbeite außerdem einen Katastropheneinsatzplan aus, sagte Bürgermeister Riemer: „Das Personal soll das auch regelmäßig üben - damit alle wissen, was zu tun ist.“ Auch am Finanzamtparkplatz gebe es Handlungsbedarf: „Der hat nur einen Abfluss. Aber er gehört nicht der Stadt. Also können wir da nicht selbst tätig werden.“ Andreas Volz