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Die Tests sind wichtig

Zu den Artikeln „Lückenlose Tests im Mai“ vom 12. Mai und „Heimleitung ruft zum Boykott auf“ vom 14. Mai

Deutschland hat nicht aufgrund der großen Anzahl der Intensiv- und Beatmungsplätze eine niedrigere Sterbezahl an Corona-Infizierten zu verzeichnen, denn die meisten der beatmeten Patienten haben dieses Vorgehen nicht überlebt. Die breit gefächerte, sehr gute ambulante Versorgung der Patienten im hausärztlichen und fachärztlichen Bereich, bei der die chronisch kranken Patienten von den Ärzten gut betreut, informiert und in dieser Situation auch zu Hause isoliert wurden, hat eine Übertragung des Virus in den Krankenhaus-Ambulanzen im Gegensatz zu anderen Ländern Europas (Spanien, Italien, Frankreich und Großbritannien) verhindert. Dieses oft kritisierte ambulante System ist grundlegend anders ausgerichtet als die staatlich organisierten Systeme dieser Länder. Unsere Krankenhauskapazitäten wurden nicht erschöpft, es kam zu keinen Tumulten und Überlastungen, auch dank der Testungen vor Ort und dem Arbeiten der Gesundheitsämter und öffentlichen Einrichtungen. Doch eines ist klar: Die Kommunikation muss dringend verbessert werden. Wir Ärzte müssen rechtzeitig erfahren, wenn Alten- und Pflegeheime infiziert sind.

Sollte in einem Pflegeheim (sieben Prozent aller Corona-Infektionen, aber 35 Prozent aller Verstorbenen!) erneut ein Ausbruch zu verzeichnen sein, stiege in diesem Landkreis die Infektionszahl an, und man müsste über Gegenmaßnahmen diskutieren bis hin zu erneutem „Lock-down“. Wollen wir das den Betrieben und Geschäften erneut zumuten? Ich denke, es ist preiswerter, jetzt mehr Tests durchzuführen (wie die WHO gesagt hatte: Testen, testen, testen . . .), als Milliarden an Subventionen an die Industrie zu zahlen, um die Wirtschaft und die Arbeitsplätze zu sichern.

Die Gesundheit und das Wohlergehen auch der älteren Bevölkerung, der wir in Deutschland vieles zu verdanken haben, sollte es uns wert sein, diese Kosten zu tragen.

Dr. Frank Schellhaas, Dettingen