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Die zwei Seiten einer Medaille

Zum Leserbrief „Keinen Raum in der Herberge?“ vom 30. Dezember

In der politischen Auseinandersetzung zur Unterbringung von Zuwanderern überrascht doch immer wieder, wie ein Vertreter des Arbeitskreises Asyl wie Herr Schleeh das vermeintlich Gute möchte und doch das Gegenteil bewirkt.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge entscheidet über die Asylanträge der Menschen, die hierher nach Deutschland kommen. Laut den aktuellen Zahlen des Bundesamtes wurde im Jahr 2017 mehr als die Hälfte aller Asylanträge abgelehnt. Die davon betroffenen Personen - es sind mehr als 320 000 in ganz Deutschland - haben hier kein Bleiberecht. Für diesen Personenkreis möchte die CDU-Gemeinderatsfraktion in der Tat, dass keine dauerhaften Unterkünfte gebaut werden. Vielmehr sollen diese Menschen in provisorischen Unterkünften untergebracht werden, bis sie freiwillig ausreisen oder abgeschoben werden. Zugleich haben wir den Bau von dauerhaften Unterkünften für die Menschen mit Bleiberecht unterstützt. Beides sind zwei Seiten einer Medaille: die Hilfe für Menschen in Not und die Durchsetzung des Rechts bei den Menschen, die sich nicht auf Asyl oder den Status als Bürgerkriegsflüchtling berufen können.

In der Weihnachtsgeschichte haben Maria und Josef einen Platz in der Herberge gefunden. Zuvor haben sie jedoch nicht mehrere Tausend Euro an Schlepperbanden bezahlt und sind durch mehrere sichere Länder gereist, um in das Land ihrer Wünsche zu gelangen. Herr Schleeh als Vertreter des Arbeitskreises Asyl sollte sich deshalb besser darauf konzentrieren, den Menschen mit Bleiberecht Hilfe zur Integration zu geben - diese wertvolle Arbeit leisten sehr viele Ehrenamtliche in Kirchheim. Eine Herberge für alle, die auf irgendeine Weise in Deutschland angekommen sind, vollendet lediglich das zynische und menschenverachtende Geschäft der Schlepperbanden.

Dr. Thilo Rose, CDU-Fraktionsvorsitzender im Kirchheimer Stadtrat