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Digitale Unterrichtsformen

Zu den Artikeln „Versuch und Irrtum“ und „Wo deutsche Schulen schwächeln“ vom 24. Juni sowie „Wie auf LSD“ vom 29. Juni

In zwei Kommentaren hat sich Mathias Puddig zur Digitalisierung der Schulen geäußert. Er ist der Meinung, dass Corona das Bildungssystem so durchgerüttelt habe, dass kein Stein mehr auf dem anderen geblieben ist bis hin zu der Frage, ob diese Steine noch zu gebrauchen seien.

An die Stelle der unbrauchbaren Steine sollen Schüler und Schulen nun flächendeckend mit digital funktionierenden Geräten ausgestattet werden, durch die digitale Unterrichtsformen möglich werden.

Den Optimismus von Mathias Puddig teile ich nicht. Denn das durch die Bildungspolitik regulierte Schulsystem wird zwar immer nur anders, aber nicht besser. Ich halte die Technologisierung von Lernen für einen Irrweg. Er bringt die Beteiligten davon ab, Schulen zu Orten zu machen, in der die Pädagogik sich entfalten kann. Digital funktionierende Geräte sind kalte, emotionslose Werkzeuge.

Bislang hat Pädagogik als Wissenschaft ihrer Praxis ihre segensreichen Wirkungen immer nur bei Einzelnen entfalten können. Denn Pädagogik ist der Weg, der Menschen zur Freiheit führt, sich selbst an das Richtige und Gute zu binden. Das ist keine Utopie, sondern ein bis heute unerfülltes Programm der europäischen Aufklärung geblieben.

Die Steine, mit denen pädagogische Schulen errichtet werden könnten, liegen seit 250 Jahren auf den Schulbaustellen. Ihre Architekten Kant, Goethe, Schiller, Schleiermacher und ihre Nachfolger warten bis heute auf ihre Bauaufträge.

Dr. Henrik Westermann, Lenningen