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Donald Trump: Game over

Zur Berichterstattung über den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf

„You’re fired!“: Das war jahrelang der Aufmacher von Trumps außerordentlich erfolgreicher, von 2007 bis 2017 ausgestrahlter Reality-TV-Show „The Apprentice“ („Der Azubi“) auf NBC, in der er nicht so glänzende Kandidaten unter dem Beifall von durchschnittlich 20 Millionen Zuschauern gnadenlos aussortierte. Im Präsidentenamt kegelte er unbarmherzig und nach demselben Muster eine zweistellige Zahl unbotmäßiger, ihm nicht nach dem Mund redender Minister und andere Funktionsträger aus dem Amt. Nun hat Trump den Fluch der bösen Tat selbst ereilt, nach dem Motto: „Hochmut kommt vor dem Fall“. Hämische Spruchbänder von Anhängern der Demokraten wie „Dump Trump“ („Trump auf den Müll“) und „Bye, bye, Don“ müssen ihn wohl gewaltig geschmerzt haben. Das Mitleid mit ihm hält sich allerdings in engen Grenzen.

Doch bei aller Freude über Bidens Sieg bleibt die Spaltung, der abgrundtiefe Hass und die Verachtung für den politischen Gegner in der amerikanischen Gesellschaft erhalten. In einer beispiellosen verbalen Entgleisung rief Trump jr. jetzt offenbar ungestraft zum „totalen Krieg“ auf - Goebbels’ Appell vom 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast lässt grüßen!

Blickt man in die amerikanische Geschichte, so lässt einen die Gewalt gegen amerikanische Präsidenten erschaudern: vier Präsidenten - Lincoln (1865), Garfield (1881), McKinley (1901) und Kennedy (1963) - wurden im Amt ermordet, auf sechs Präsidenten, darunter Ronald Reagan, wurden lebensgefährliche Attentate verübt. Nach meiner Einschätzung braucht Joe Biden in diesem Klima des ungebremsten Hasses gleich mehrere Schutzengel und Personenschutz rund um die Uhr!

Dr. Ernst Kemmner, Kirchheim