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Eben nicht im Ruhestand

Zum Leserbrief „Die Frauen waren im Ruhestand“ vom 27. November

Es passt zum Stil des Umfeldes des Wahlkämpfers Pascal Bader, wenn Ernst Döpper behauptet, dass die Herzoginnen Henriette und Franziska nur ihren Ruhestand in Kirchheim verbracht hätten und dies nun auch unserer Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker empfiehlt. Ganz nach dem Motto: Ist zwar nicht wahr, macht aber Stimmung.

Herzogin Franziska war mit Herzog Carl-Eugen regelmäßig zu Gast im Kirchheimer Schloss. Außerdem lebte ihre Schwester in unserer Stadt. Ab 1795 lebte sie ganz in Kirchheim und wurde von der Bürgerschaft für ihr großes Engagement für die Kultur und als „Wohltäterin der Armen“ hoch geachtet. Für großes Aufsehen sorgte die von ihr veranlasste Aufführung von des Oratoriums „Die Schöpfung“ von Haydn in Kirchheim.

Herzogin Henriette war gerade mal 31 Jahre alt, als sie mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern in das Kirchheimer Schloss einzog. Dort lebte sie 46 Jahre und war auf sozialem und kulturellem Gebiet aktiv. Durch ihre zahlreichen Gäste verlieh sie unserer Stadt einen überregionalen Glanz. So besuchten unter anderem der Komponist Carl Maria von Weber, Zarin Alexandra von Russland, König Karl und Königin Olga von Württemberg, der Bruder des österreichischen Kaisers, der Erzbischof von Wien, Kirchheim. Ihre Enkelin Mary of Teck besuchte 1892 unsere Stadt. Sie wurde später britische Königin, Königin von Australien, Neuseeland, Kanada, Jamaika und Kaiserin von Indien. Auf Herzogin Henriette gehen die Freiwillige Feuerwehr Kirchheim, das Henriettenstift, die Paulinenpflege, das erste Kirchheimer Krankenhaus und die Gewerbeschule zurück. Henriette war die Vorsitzende des Wohltätigkeitsvereins und hat den Kirchheimer Armenversorgungsverein gegründet. Das lässt sich mit dem heutigen „Starkes Kirchheim“ vergleichen. Sie war enorm aktiv und weitsichtig. Ihr Wirken prägt bis heute unsere Stadt. Sonst hätte ich sie nicht mit unserer jetzigen Oberbürgermeisterin ver- glichen, deren langjähriges Wirken für unsere Stadt ebenso prägend ist.

Andreas Kenner, Kirchheim