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Ein Bundesligaprofi auf Heimatbesuch

Fußball Grischa Prömel von Union Berlin hat ein Nachwuchstraining an der Sportschule Ruit besucht.

Gefragter Autogrammgeber: Grischa Prömel. Foto: Robin Rudel
Gefragter Autogrammgeber: Grischa Prömel. Foto: Robin Rudel

Ostfildern. „Berlin ist meine zweite Heimat geworden“, sagt Grischa Prömel und lässt den Blick schweifen. Der 26-jährige Fußball-Profi steht jedoch nicht etwa am Alexanderplatz oder irgendwo in Köpenick, sondern am Rand des Kunstrasenplatzes der Sportschule Ruit. „Hier hat alles angefangen“, sagt er und schaut den Nachwuchskickern beim Training zu.

Zumindest sein Weg in den Leistungssport hat in Ruit begonnen, geführt hat er ihn bis zum Kultklub Union Berlin, mit dem er die abgelaufene Bundesligasaison auf Platz sieben abgeschlossen hat.

Zum ersten Mal die Kickschuhe geschnürt hat Prömel beim TSV RSK Esslingen. Unlängst war er mal wieder in der Heimat zu Besuch, wie immer, wenn es sich einrichten lässt. Der Auftritt beim Talentfördertraining des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Ruit ist für Prömel jedenfalls ein Heimspiel. Als er das letzte Mal hier war, erinnert er sich, hat ihn noch sein Papa hergefahren. Die Jugendlichen hängen an seinen Lippen, als er erzählt, wie er sich damals „die ganze Woche auf den Montag gefreut“ hat. Auf das Training in Ruit, wo die Mitspieler stärker waren als beim RSK. Wo er gefördert wurde. Von Trainern wie dem Weilheimer Uwe Fechter, der ihn eingeladen hatte - und dessen Einladung Prömel gerne angenommen hat. „Ich war nie das Über-Talent“, erzählt der Mittelfeldspieler. „Aber wer viel macht, der wird belohnt.“

Prömel wurde belohnt, indem er zunächst von den Stuttgarter Kickers für deren U-15-Mannschaft entdeckt wurde. Anschließend ging es nach Hoffenheim, wo er unter dem künftigen Bayern-Trainer Julian Nagelsmann deutscher U-19-Meister wurde, von dort zum Karlsruher SC in die 2. Liga und nach dem Abstieg des KSC im Sommer 2017 zu Union, wo ihm zwei Jahre später mit der Mannschaft der Aufstieg in die Bundesliga gelang.

Warum seine Karriere verhältnismäßig langsam verlief, will ein Jugendlicher wissen. Prömel überlegt kurz. Zum einen sei er immer einen Schritt nach dem anderen gegangen zu Klubs, bei denen er auch Einsatzzeiten bekam. „Und meinen Eltern war wichtig, dass ich ordentlich die Schule mache.“ Die umherstehenden Nachwuchstrainer nicken - nicht jeder schafft es, Profi zu werden.

Vor 90 000 Fans in Rio

Es mag steilere Karrieren geben als die von Grischa Prömel. Aber er ist zufrieden und kann es auch sein. Er hat einiges erlebt, wofür er dankbar ist und wofür man ihn beneiden - oder dem man nacheifern kann. Vor allem, wenn man wie die Jungs in Ruit noch davon träumt, es zum Profi zu schaffen. Mit der U-20-Nationalmannschaft war er bei der Weltmeisterschaft in Neuseeland dabei, auch für das U-21-Team des DFB lief er auf, bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 spielte er im Finale vor 90  000 Zuschauern im legendären Maracanã-Stadion. Besonders beeindruckt scheinen die Jugendlichen, als Uwe Fechter erzählt, dass Prömel im vergangenen Dezember beim 1:1 von Union gegen Bayern München den Berliner Führungstreffer erzielt hat. Es war sein erstes von am Ende drei Saisontoren, den Ausgleich erzielte ein gewisser Robert Lewandowski mit seinem Saisontreffer Nummer 13. Ein Tor gegen die Bayern - Prömel lächelt, die Erinnerung ist auch für ihn eine angenehme.

Bei welchem Verein er denn noch mal spielen will, fragt ein Nachwuchskicker. „Die englische Premier League würde mich reizen“, so Prömel, „mir gefällt der Fußball, der dort gespielt wird.“ Und zu dem auch seine Spielweise passt. Noch, erzählt er sei das aber überhaupt kein Thema für ihn. Prömels Vertrag bei Union läuft noch ein Jahr. „Und ich fühle mich dort pudelwohl.“ In der zweiten Heimat Berlin. Sigor Paesler