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Ein Mix aus Festival und Hocketse

Kultur Für zwei Tage sorgte die Mini-Ausgabe der Kirchheimer Musiknacht als Open Air am Flugplatz Hahnweide für musikalische Leckerbissen. Es war ein Probelauf für künftige Veranstaltungen auf dem Gelände. Von Günter Kahlert

Oben: Hocketse-Feeling kam auch auf bei der Musiknacht. Mitte: Manch eine(r) wollte lieber für die Ohren vorsorgen.Unten:  Die B
Oben: Hocketse-Feeling kam auch auf bei der Musiknacht. Mitte: Manch eine(r) wollte lieber für die Ohren vorsorgen.Unten: Die Bang Bags bedienten eindeutig und sichtbar die Party- und Tanzabteilung.Foto: Günter Kahlert

Nein, ein „echter“ Ersatz ist diese Veranstaltung auf der Hahnweide nicht. Das hat aber auch keiner erwartet, denn die Kirchheimer Musiknacht lässt sich nicht wirklich „eindampfen“ auf einen Platz und eine große Bühne. Alle 50 oder 100 Meter die nächste Band, das geht dort natürlich nicht. Spielt in dem Fall auch keine Rolle, das Open Air ist perfekt organisiert, es gibt mehr Platz als an jedem Einzel-Ort der Innenstadt und allen Besuchern macht es sichtlich Laune. Michael Holz, einer der Organisatoren, ist von der Location ziemlich begeistert: „Ich finde es super hier, da müsste man in Zukunft mehr machen. So eine große Bühne könnten wir in Kirchheim niemals aufstellen.“

Er hat das Event zusammen mit den drei anderen Profis Hannes Hergenröder, François Saorine und Christian Eckhardt - allesamt selbst Musiker, Veranstalter und DJs - innerhalb weniger Wochen gestemmt. Das Ergebnis: eine gelungene Mischung zwischen Festival und Hocketse, viele Bierbänke zum Sitzen, einfach zuhören oder quatschen, eine große Freifläche vor der Bühne zum Abtanzen und genügend Stände mit Essen und Trinken.

Das war ein Kraftakt, wie Hannes Hergenröder bestätigt: „Es waren vier stressige Wochen, wir wussten nicht wie viele Leute kommen, wir wussten nicht wie sich Corona entwickelt und vieles mehr.“ An den Veranstaltungstagen sind dann alle Beteiligten doch relativ entspannt, oder besser gesagt erleichtert: Das Konzept funktioniert, der Platz ist mit insgesamt 2000 Besuchern an beiden Tagen gut gefüllt, und Corona hat dem Open Air keinen Strich durch die Rechnung gemacht.

Die Auswahl der Gruppen ist so gemischt, wie man es von der Musiknacht kennt. Am Freitag der Einstieg mit „Last Bash“ und ihrem melodischen Indie-Pop, danach erste Party-Stimmung mit der Ska-Band „No Sports“, und schließlich als Finale „Alex in Westerland“ mit den stärksten Titeln der „Ärzte“ und der „Toten Hosen“. Und da geht die Party dann richtig ab.

Das Samstags-Programm beginnt dann mit „Caballero Negro“ und lateinamerikanischen Salsa-Sounds. Darauf folgt die Rock'n'Roll-Band „Bang Bags“, die eindeutig die Party-Abteilung bedient. Vor der Bühne wird getanzt, getwistet, und auch auf den Bänken wippt fast jeder zumindest mit dem Fuß mit. Kurz vor dem Auftritt der Rolling-Stones-Coverband „Stoned“ kommt der einzige Regenschauer der beiden Tage. Der Stimmung tut das keinen Abbruch. Die Besucher holen Regenschirme raus, bleiben sitzen oder rücken unter den Zelten enger zusammen. Nach 20 Minuten geht es einfach weiter, Bänke abgewischt und gut. Das Finale dann schließlich mit „Viva la Vida - a Tribute to Coldplay“, da stehen mit Hannes Hergenröder und François Saorine zwei der „Macher“ selbst auf der Bühne.

Das Publikum ist so gemischt wie man es von der Musiknacht kennt: vom Späthippie bis zu den Party-Mädchen, von älteren Semestern bis zu jungen Familien mit Kindern. Viele kommen mit dem Fahrrad oder dem Shuttle-Bus vom Bahnhof oder laufen zu Fuß die Hahnweide hinauf. Die Atmosphäre ist so gelassen wie gewohnt: Kein Gedrängel und Geschubse, auch nicht beim Corona-Check am Eingang, wo es Einlass nur mit 3G gibt, eher geduldiges Warten, bis alle Hygiene-Formalitäten erledigt sind.

Ein gelungener „Probelauf“ für Musik-Veranstaltungen auf der Hahnweide also und die Pläne für 2022 sind schon in der Schublade. Christian Eckhardt: „Wir werden hier oben ein Festival organisieren, das sieben bis neune Tage laufen wird.“ Auch die Musiknacht nächstes Jahr ist bereits in Planung. Dann wieder wie gewohnt in der Innenstadt. Und - Überraschung - Micha Holz will es dem Trio überlassen und sich komplett aus der Organisation zurückziehen. Glaubt man kaum, ist aber tatsächlich so. „Für mich war das ein schöner Abschluss“, bestätigt er und sieht dabei überaus zufrieden aus.