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Er trommelt fürs richtige Heizen mit Holz

Mission Christian Siller aus Hattenhofen bietet Beratung in Form von Filmen, Broschüren und Kamingesprächen an. Auch an die Politik hat er sich schon gewandt. Von Jürgen Schäfer

Will die Menschen auf den richtigen Dreh beim Heizen mit Holz bringen: Christian Siller vor seinem Kamin mit der Broschüre seine
Will die Menschen auf den richtigen Dreh beim Heizen mit Holz bringen: Christian Siller vor seinem Kamin mit der Broschüre seiner neuen Akademie.Foto: Jürgen Schäfer

Es gibt wenig Schöneres, als am Kaminfeuer zu sitzen. Für Christian Siller aus Hattenhofen ist das eine Freude. Nicht nur, weil er Ofensetzer war. Er sieht im Feuer Sonnenlicht, das den Baum wachsen ließ. Sonne, Glukose, Zellstoff, Holz - das sei der Vorgang in der Natur, und im Kamin komme das gespeicherte Sonnenlicht wieder zum Vorschein. Siller: „Ich verheize Sonne, deswegen ist es so angenehm.“

Aber der alte Ofensetzer hat auch einen Schmerz, der ihn in seinem Berufsleben begleitete und nicht loslässt. Heizen mit Holz ist eine Umweltbelastung oder kann es sein. Zum Beispiel dann, wenn es aus dem Kamin qualmt und ein leichter Geruch von Holzbrand in der Luft liegt. „Das passiert, wenn man falsch heizt“, sagt Siller.

Er hat es sich zur Aufgabe gemacht aufzuklären. Weil er schon seit annähernd 40 Jahren dafür plädiere, das Holz im Kamin nicht unten anzuzünden. Vor knapp zwei Jahren ging Siller an die Öffentlichkeit, mit einer Veranstaltung, die es so noch nicht gegeben hat. Mitten in Hattenhofen, an einem Grundstück am Kreisel, klärte er Interessierte auf, wie man richtig heizt. Und was da eigentlich passiert, wenn man Holz anzündet. Dass dann Gas aus dem Holz strömt, Holzgas, und dass die Flamme dieses Gas erfassen muss, sonst haut es ab durch den Kamin, und man hat Qualm statt Verbrennung.

Siller weiß: „98 Prozent der Holzheizer sagen: Am Anfang raucht’s.“ Diese 98 Prozent sagen, sie hätten es immer schon so gemacht, sie bräuchten keine Tipps. Siller stellt fest: „Das geht über Wissen und Lesen nicht zu vermitteln. Der Mensch braucht Bilder. Vorher glaubt er‘s nicht.“

Man macht es so seit alters her: Holz auf den Rost legen und dann von unten anzünden. Grad falschrum, sagt Siller. An seinem Kamin macht er es vor. Gleich Brennholz nehmen, sagt er, Holzscheite mit einer Dicke von acht mal acht Zentimetern, oder auch zehn mal zehn, nicht dicker. „Damit sie schnell und gut durchwärmt werden und 260 Grad erreichen und das Holzgas zügig ausströmen kann.“ Die Scheite eng nebeneinander legen, und in den Spalt die Anzündhilfe rein, es gibt da alles Mögliche: Holzwolle, Kerzendocht. Siller nimmt einen Anheizstab, Rinde, mit Wachs getränkt. „Anzündhilfen kosten Cent-Beträge, das kommt mehrfach wieder rein durch Holzgas-Einsparung.“ Bei diesem Aufbau frisst sich die Flamme ins Holz wie in einer Schlucht, das entstehende Holzgas verbrennt und entfleucht nicht durch den Kamin.

Nochmal besser ist es, wenn die Holzscheite in einem Aschenbett liegen, genauer: in einem Aschentrog, der sie ummantelt. „Asche drinlassen“, sagt Siller, das verhindert das Abströmen von Holzgas, das sich auch unterhalb der Flamme entwickelt und an den Außenwänden ungezündet hochströmen würde in den Kamin. Siller sagt auch: kompakt abbrennen. Eine Portion Scheite, übereinander gestapelt und nicht im Gitterraster, soll bei guter Betriebstemperatur zügig abbrennen, dann verbleibe viel mehr Glut, also Energie-Speichermasse, im Feuerraum. Überhaupt: die richtige Betriebstemperatur. „Man kann falsch drosseln, dann quält sich der ganze Abbrand durch, wir haben die ganze Zeit Verlust von Energie.“

Siller ist ein einsamer Rufer - aber er nutzt seine Möglichkeiten. Er hat sich an die Politik gewandt. Den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann hat er angeschrieben, der verwies ihn an das Umweltministerium. Der Hatten­hofener ging noch vor Corona zum Tag des offenen Rathauses in Stuttgart, denn Stuttgart kämpft ja gegen den Feinstaub. Um den gehe es auch, sagt Siller, den gelte es beim Holzheizen zu vermeiden.

Zählbares kam nicht heraus bei diesem Gang von Pontius zu Pilatus. Aber doch ein Hinweis: Siller solle nicht als Privatmann auftreten, man brauche eine Stelle, die Rat und Auskunft geben kann. So hat er „Sillers Akademie“ gegründet. Damit bietet er nun „Filme, Broschüren und Kamingespräche“ und verspricht sich davon ein Schneeballsystem. Eine erste Broschüre wartet mit Bildern in Hülle und Fülle auf - im Gegensatz zu Bedienungsanleitungen, wo alles so trostlos dargestellt werde.

Heizen mit Holz hat nicht nur Freunde

Kritik Christian Siller sieht mit Sorge, dass das Heizen mit Holz unter einem gewissen Druck steht. Beispielsweise, wenn Wettermoderator Jörg Kachelmann im Internet gegen diese „dreckige Technologie“ wettere und das Heizen mit Holz als eine dumme Idee bezeichne. Siller hat Kachelmann geschrieben: Nicht der Brennstoff sei das Problem, sondern der Mensch, der falsch hantiere.

Vorschriften Immer neue Heizeinsätze oder Rußfilter - der Gesetzgeber verschärft die Bestimmungen für Holzöfen seit Langem. Für Siller wird damit aber nur das Symptom bekämpft, nicht die Ursache. „Neue Heizeinsätze lösen das Heizproblem nicht wirklich. Mit der Heizbroschüre lösen wir’s.“js