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Ethische Säuglinge

Zum Artikel „Merkel wirbt für eine multilaterale Welt“ vom 24. Januar

Man traut seinen Augen nicht: Da sitzen auf dem Zeitungsfoto von Davos der Gründer des Wirtschaftsforums und Kanzlerin Merkel vor einem blauen Hintergrund mit der Aufschrift „Der Weltverbesserung verpflichtet“! Eine dreiste Lüge. Die Wahrheit ist: In Davos treffen sich die Besitzer und Manager der weltgrößten Unternehmen mit Politikern, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Systematisches Lobbying in eigener Angelegenheit hat im Verlauf der letzten Jahrzehnte dazu geführt, dass die Konzerne und ihre Verbände die Spielregeln der „Globalisierung“ durchsetzen konnten. Das heißt: Gewinne für sich, Verluste und Schäden für die Allgemeinheit.

Denn es gibt keine globalen Regeln zur Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten, zur sozialen Sicherheit, zu Steuern, zur Verhinderung oder Wiedergutmachung von Umweltschäden. Davon profitieren diese Multis, die zwar Rechte haben, aber keine Pflichten übernehmen wollen. Deshalb sollte man sie als „ethische Säuglinge“ bezeichnen.

Aber diese „ethischen Säuglinge“ maßen sich an, die Weichen für die Entwicklung der Welt zu stellen und lügen uns vor, sich zur „Weltverbesserung“ in Davos zu treffen. Das Gegenteil ist der Fall. Und mit einem gigantischen Aufgebot von Militär, Polizei und Geheimdiensten verbarrikadieren sie sich vor jeder öffentlichen Kritik.

Martin Brost, Dettingen