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Farbe ist Leben!

Zum Artikel „In der Innenstadt sind nur weiße Sonnenschirme erlaubt“ vom 4. Juni

Es ist schon einige Jahre her, als ich an der Sitzung zur Beschirmung der Innenstadt teilnehmen durfte. Wer die Politik des Gemeinderates beobachtet, muss bei manchem Beschluss leider am gesunden Menschenverstand zweifeln. Beispiele gibt es in der Stadt genügend - leider! Dazu zählt auch, dass in der Innenstadt nur weiße Schirme aufgestellt werden dürfen. Ein dezenter Firmenschriftzug auf der Bordüre ist erlaubt.

Damals hatte ich gegen diese weiß, lineare Kasernierungsform votiert und farbige Schirme favorisiert. Vielleicht meine berufsbedingte Sichtweise als Florist, denn: „Farbe ist Leben!“ Nicht zu vergessen, weiß und schwarz sind der Farbenlehre nach „Unbunte Farben“ oder „Unfarben“. Vielleicht bezeugt diese „Weiße Unfarbe“ auch ein gewisses Unvermögen mancher, die Vielfalt bunten Lebens zu genießen? Leider hatte damals die Mehrheit für Weiß entschieden.

In einer mittelalterlichen Stadt mit erhaltenem Baubestand wäre solch eine Entscheidung noch zu verstehen, Beispiel Dinkelsbühl, das nur einheitliche Beschriftung der Häuser erlaubt. In Kirchheim, wo einige Bausünden den mittelalterlichen Charakter schon seit Jahrzehnten verschandeln, siehe Battenschlag, Volksbank-Neubau oder zuletzt das Waldhorn - war diese Entscheidung ein „No-Go“!

Wie ist ein Festhalten an diesem Weiß mit der allgemeinen Aussage einer Multi-Kulti-Bevölkerung zu vereinbaren? Wird dabei nicht immer betont, dass die Vielfalt unserer Gesellschaft, geprägt durch Menschen anderer Kulturen, Nationen, Hautfarben, Sprachen, auch anderer Kleidung, unser Leben bereichert, dieses „Bunte Miteinander“ erst das Leben ausmacht? Es wäre schön, wenn beispielsweise statt Gender-Diskussionen solch „farblose Beschlüsse“ revidiert, bunte Schirme die angesprochenen Bausünden in der Innenstadt etwas kaschieren und unser Leben freundlicher machen würden.

Albert Kahle, Kreisrat der FDP und ehemaliger Stadtrat der FDP-KiBü, Kirchheim