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Fast alle wollen ins Mittelfeld

Saisonausblick Der FC Esslingen und der JC Donzdorf starten mit den besten Empfehlungen in die neue Saison. Das Rennen um den Titel verspricht ähnliche Hochspannung wie der Kampf gegen den Abstieg. Von Reimund Elbe

Umzingelt von Esslingern: So wie der SGEH im Bezirkspokalendspiel könnte es der Ligakonkurrenz diese Saison ob der Stärke des FC
Umzingelt von Esslingern: So wie der SGEH im Bezirkspokalendspiel könnte es der Ligakonkurrenz diese Saison ob der Stärke des FCE ergehen. Foto: Markus Brändli

Wer in Coronazeiten über mögliche Meis- ter und Absteiger spekuliert, hat hierfür nur wenige Grundlagen. Die Platzierung in der vergangenen Abbruchrunde bildet einen Anhaltspunkt, das Abschneiden im Bezirkspokal, womöglich besondere Aktivitäten auf dem Transfermarkt - mehr Honig lässt sich aus und in dieser aktuellen Unsicherheitslage nicht saugen.

Zunächst auf die Filder. Neuhausen gilt als ein Zentrum der schwäbischen Fasnet. Auch im Fußball beweisen die Ortsansässigen feinen Humor. „Alles gleich machen wie in der abgebrochenen Saison“, lautet die Vereinsparole vor dem Start in die neue Punkt- runde. In der Tat hätte solch ein Handeln vorzügliche Folgen. Die Neuhausener führten beim Abbruch des Ligabetriebs das Feld mit der Idealpunktzahl von 27 aus neun Partien an. Als Meisterschafts-Topfavorit sieht sich der FV Neuhausen nur indirekt. Bei der Titelfavorit-Umfrage wies der FVN just dem FC Esslingen und JC Donzdorf jene Rolle zu, nannte jedoch zeitgleich eine Platzierung unter den Top Drei als eigenes Ziel. Geschickt gemacht. Bemerkenswert: Sechs der sieben Neuzugänge kommen aus der eigenen Jugend.

Neuhausen als Spielverderber für die in der Saisonumfrage sowieso am häufigsten als Titelkandidaten genannten Esslinger und Donzdorfer? Denkbar. Wobei der FC Esslingen und Donzdorf nicht nur durch ihre bärenstarken Auftritte im Pokal und im vergangenen Ligabetrieb Eindruck schinden. In beiden Klubs gibt es eine ganz klare Zielrichtung, und die weist nach oben.

Beim FC Esslingen sieht man sich großer Tradition verpflichtet. Nach dem sportlichen Niedergang der TSF Esslingen und des TSV Wäldenbronn im vergangenen Jahrhundert könnte der Verein in der Kreisstadt eine neue Fußball-Euphorie auslösen, die es ohne weiteres Klettern in überregionale Ligen jedoch nicht geben dürfte. „Wir wollen mit Angriffsfußball überzeugen und haben die Qualität oben mitzuspielen“, sagt Spielleiter Micki Russom stellvertretend für den FCE.

Beim Türkischen SV Donzdorf Jugendclub, kurz JC, hat ein Transfer in der Coronapause mehr gesagt als viele Worte: Fatih Özkahraman wird künftig in der Offensive an der Seite von Tarik Serour angreifen - zwei Ex-Oberligakicker, beide dem Vernehmen nach top motiviert. „Fatih bringt eine große fußballerische Erfahrung mit, Führungsqualitäten und eine hohe Arbeitsmoral“, schwärmt der JC-Pressebeauftragte Ismail Kesmez.

Der FC Eislingen hat große Tage auf überregionaler Bühne schon viele erlebt. Der zweifache DFB-Pokal-Teilnehmer von 1978 und 1982 sowie Oberligist hofft auf eine Trendwende, verbunden mit einem Zurück auf die überregionale Bühne. Thomas Scheuring, selbst einst DFB-Pokalakteur mit dem VfL Kirchheim 2003 gegen Hannover 96, setzt dabei auf einen Kader, der in den vergangenen Jahren „qualitativ immer wieder ergänzt“ worden sei.

Mittelfeld und Abstiegsplätze

Wer auf die Zwischentöne der Vereinsvertreter vor Rundenstart achtet, hört die Furcht vor einem nervenaufreibenden Klassenerhaltskampf heraus. Das 17er-Bezirksligafeld muss bekanntlich reduziert werden. Selbst beim FTSV Kuchen, immerhin Fünftplatzierter der abgebrochenen Runde, herrscht Vorsicht. Die vom FC Donzdorf zurückgekehrten Timo Leicht und Martin Stahl sollen weitere Stabilität in den etwas vergrößerten Kader bringen. „Wir sehen uns gut aufgestellt“, sagt Chefcoach Martin Braunmüller vor seiner zehnten Saison im Ankenstadion.

Viel gewaltiger war die Personalfluktuation beim FC Donzdorf. „Es war ein nicht zu erwartender Umbruch“, sagt Ralf Helmer, seines Zeichens Vorstand Sport. In Zahlen: exakt ein Dutzend Neue, neun Abgänge.

Beim FV Plochingen steht das Etablieren in der Liga als Leitmotiv vorne an. Die Drängelei um einen gesicherten Mittelfeldplatz dürfte extrem werden. Mit dem FV Faurndau hat sich ein weiterer Klub dieses Mittelfeld-Ansinnen auf die Agenda geschrieben.

Echte Abstiegskandidaten lassen sich schwerlich ausmachen. Beim TV Nellingen steht das frühzeitige Erreichen der 40-Punkte-Marke ganz oben auf der Prioritätenliste. „Ich bin mal gespannt, wie alle Mannschaften die Coronapause überstanden haben“, sagt TVN-Sprecher Udo Kressler.

In Rechberghausen wissen die Verantwortlichen um die Schwierigkeit der anstehenden Aufgabe. In der abgebrochenen Saison 2019/20 war der FC abgeschlagen Letzter, ohne absteigen zu müssen. In der vergangenen Abbruchrunde lagen die Rechberghausener mit vier Punkten auf dem drittletzten Tabellenplatz. „Den positiven Trend wollen wir mitnehmen“, heißt es beim FCR fast schon mit Augenzwinkern.

Für den TSV Neckartailfingen, die SGEH und die SpV 05 Nürtingen dürfte sich in diesem Umfeld das Erreichen eines gesicherten Mittelfeldplatz ebenso als Kernaufgabe herausstellen.