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Fast wie der Oscar fürs Lebenswerk

Kirche Für mehr als 140 Jahre ehrenamtliches Engagement verleiht der Landesbischof Helmut und Berta Köble die Johannes-Brenz-Medaille. Von Peter Dietrich

Berta und Helmut Köble aus Unterlenningen freuen sich über die Ehrung mit der Johannes-Brenz-Medaille, auch wenn sie eigentlich
Berta und Helmut Köble aus Unterlenningen freuen sich über die Ehrung mit der Johannes-Brenz-Medaille, auch wenn sie eigentlich viel zu bescheiden für ein großes Dankeschön sind.Foto: Peter Dietrich

Die Johannes-Brenz-Medaille bekommt nur, wer in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg mindestens 30 Jahre lang ehrenamtlich tätig war. Helmut und Berta Köble bringen es auf jeweils über 70 Jahre, zusammen also mehr als 140. So richtig passe die Ehrung ja nicht zur Bescheidenheit der beiden, sagte Pfarrerin Margarete Oberle, aber sie würden es sicher in Würde ertragen.

Was haben Helmut und Berta Köble in sieben Jahrzehnten nicht alles bewirkt, in großer Vielfalt und Treue. Die Treue galt nicht nur der Kirche, sondern auch zueinander. Die beiden werden auch noch jenseits ihrer Diamantenen Hochzeit gesehen, wie sie händchenhaltend durch den Ort gehen. Mit der Ehrung fiel das Jubiläum des eigenen Hauses zusammen, vor 50 Jahren war das Paar wieder nach Unterlenningen gezogen.

Ebenso lang, bis in die jüngste Zeit, haben die beiden den Ökumenischen Treff geleitet. Für 15 Jahre übernahm Helmut Köble die Leitung der Kinderkirche. Von 1977 bis 1989 war er in der Landessynode, er gehörte zum Gesprächskreis „Offene Kirche“ und zum Ausschuss für Erziehung und Bildung. Mit 28 Jahren hatte er sich für das Lehramtsstudium entschieden, zuvor hatte er in Oberlenningen Papiermacher gelernt und war dann im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands tätig. Seine erste Lehrerstelle führte ihn nach Diefenbach bei Maulbronn, das frisch verheiratete Ehepaar wohnte im Schulhaus. In nur zwei Räumen wurden mehr als 50 Kinder gemeinsam unterrichtet, von Klasse 1 bis 8. „Da wird man gleich Schulleiter, ohne dass man es gelernt hat“, sagt Helmut Köble. In Diefenbach gründete er einen Posaunenchor. Neun Jahre lang war er Schulleiter in Gutenberg - und musste dort schon wieder ein Schulhaus sanieren. Zwei Wahlperioden lang war er in Lenningen Kirchengemeinderat.

Schon mit 14 Jahren war Berta Köble als Organistin in Aktion. Sie wuchs in Gruibingen auf, ihr Vater war der Dorforganist, das Harmonium stand in der Stube. Zum Organistendienst in Wiesensteig kam bei ihr auch noch die Leitung des Kirchenchors. Ihre C-Prüfung absolvierte sie in Esslingen, in Diefenbach war sie Kirchengemeinderätin. Den Kirchenchor in Jesingen hat sie 26 Jahre lang dirigiert und in Unterlenningen mehr als 30 Jahre lang das Beerdigungschörle geleitet.

Feier mit der Kirchengemeinde

Wenn so viel musikalisches Engagement und Können geehrt werden, gehört sich auch ein passendes Programm. Dafür hatte die Julius-von-Jan-Kirchengemeinde in der Unterlenninger Ulrichskirche gesorgt. Die Orgel spielte virtuos Ernst Leuze, außerdem gab es Musik für zwei Flöten mit Tochter Annette Köble-Stäbler und Astrid Bakker-Senn. Während sich also die Tochter der Musik verschrieben hat, ist Sohn Heiner Köble Lehrer und später Schuldekan der Kirchenbezirke Bernhausen und Esslingen geworden. Anhand ihrer Namen buchstabierte die Kirchengemeinde im Gottesdienst ihren Dank durch, zu jedem Buchstaben gab es kurze Infos zum jeweiligen Arbeitsbereich. „Wir zwei sind jetzt richtig durcheinander“, sagte Helmut Köble nach der Ehrung. „Wir müssen noch viel üben, wie man sich ganz arg freut. Das ist ja fast wie eine Oscarverleihung fürs Lebenswerk.“ Wie kam es zu ihrem Tun? „Wir wurden sehr früh geleitet, geführt und bewahrt. Wo man uns hingeschubst hat, da sind wir drangeblieben.“ Noch geblieben sind nach dem Gottesdienst ganz viele Gäste, und es gab viel zu erzählen.