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„Für Junge ist der Druck extrem“

Volker Krissler ist mit 47 Jahren genauso alt wie Manuel Gräfe. Pfeifen darf der Bissinger im Gegensatz zum Fifa-Referee jedoch ungebremst. Krissler gehört zu jenen Unparteiischen mittleren Alters, denen für die Zukunft im Amateurbereich eine Schlüsselrolle zukommt. Der einst erfolgreiche Fußballer und Trainer zählt seit über 20 Jahren zu den Unparteiischen im Bezirk Neckar/Fils.

Herr Krissler, was würden Sie sagen, wenn Ihnen jemand mit 47 Jahren das Pfeifen verbieten würde?

Ich wäre in erster Linie traurig. Aufhören war für mich bis jetzt nie ein Thema. Zumal ich den Eindruck habe, dass ich durch die zunehmende Erfahrung besser pfeife als vor 15 Jahren.

Das Schiedsrichterwesen hat damit zu kämpfen, dass viele junge Unparteiische wieder aussteigen und damit der wichtige Mittelbau fehlt. Welche Ursachen sehen Sie dafür?

Das Verhalten von Außenstehenden dürfte einer der Hauptgründe sein. Gerade für junge Schiedsrichter ist der Druck extrem. Kritik ist wichtig, aber sie muss fundiert sein. Dies ist leider nicht immer so. Natürlich spielen auch persönliche Gründe oft für den Ausstieg eine Rolle.

Wie haben Sie selbst Schiedsrichteramt und Privates unter einen Hut gebracht?

Man muss das Gespräch suchen und Kompromisse schließen, sowohl privat wie auch mit den Einteilern. Ich habe zum Beispiel mit unserem Schiri-Einteiler Thomas Schneider vereinbart, dass ich rund 20 Spiele pro Saison pfeifen kann, aber wenn möglich nicht sonntagnachmittags. Er geht so weit wie möglich auf meine Bedürfnisse ein, und das ist eine hervorragende Basis, um dabeizubleiben - auch wenn das eigene Zeitbudget knapp erscheint.

Welche Gründe gibt es noch, dass Sie dabeigeblieben sind?

Ganz ehrlich gesagt: Das Fitbleiben spielt für mich eine ganz wesentliche Rolle. Pfeifen heißt 90 Minuten Bewegung, acht bis neun Kilometer Laufleistung pro Spiel, dazu die mentale Herausforderung. Dies tut mir gut, und es motiviert mich.

Welche Rolle spielen ältere Schiedsrichter generell?

Sie sind total wichtig, auch wenn es bedingt durch das Alter manchmal Defizite im läuferischen Bereich geben mag. Aber diese Defizite gleichen sie oft durch Erfahrung, ein gutes Stellungsspiel und gute Kommunikation aus. Ohne ältere Unparteiische hätten wir im lokalen Spielbetrieb sicher ein großes Problem.Reimund Elbe