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Gegen Vertreibung und Unterdrückung

Menschenrechte Amnesty International kämpft auch mit Briefen für Menschen in aller Welt.

Kirchheim. Die Kirchheimer Gruppe von Amnesty International fordert die Öffentlichkeit dazu auf, an Regierungen Briefe zu schreiben, in denen sich Menschen für die Verfolgten einsetzen. Internationale Appelle könnten so dazu beitragen, die Freilassung von Gefangenen zu erreichen oder die Haftbedingungen zu erleichtern, heißt es bei der Regionalgruppe von „ai“.

Auch im Januar bittet sie wieder um die Unterstützung ihrer Briefkampagne. Die fertig formulierten Briefe können im Welt-Laden in der Dettinger Straße in Kirchheim abgeholt werden. An dieser Stelle werden drei Fälle veröffentlicht.

Pavitri Manjhi in Indien

Pavitri Manjhi ist die Vorsitzende des Gemeinderats von Bhengari, einem Dorf im zentralindischen Bundesstaat Chhattisgarh. Die Menschenrechtlerin wirft zwei Privatunternehmen vor, ihre Familie und andere indigene Adivasi um ihr Land betrogen zu haben, um Kraftwerke zu bauen. Die Dorfbewohner berichten, dass sie genötigt wurden, ihr Land an Mittelsmänner der Unternehmen zu verkaufen. Da viele von ihnen bis heute nicht angemessen bezahlt wurden, setzte sich Pavitri Manjhi dafür ein, dass rund 100 Betroffene Anzeige wegen rechtswidriger Enteignung erstatteten. Seither ist sie massiven Einschüchterungen ausgesetzt. Im April 2018 erhielt sie mehrfach Besuch von zwei Männern, die sie aufforderten, die Klagen zurückzuziehen. Sie drohten ihr mit den Worten: „Alle, die dir bei den Klagen geholfen haben, sind Außenseiter. Sie werden dir nicht helfen können, und wir werden sie zum Schweigen bringen.“ Pavitri Manjhi wandte sich zwar an die Polizei, diese leitete bisher jedoch keinerlei Schutzmaßnahmen ein.

Nawal Benaissa und die Hirak-Bewegung in Marokko

Bei großen Demonstrationen in der Rif-Region haben Tausende Menschen mehr soziale Gerechtigkeit und eine bessere Gesundheitsversorgung gefordert. Weil Nawal Benaissa die friedlichen Proteste der Hirak-Bewegung mit anführte, wird sie von den Behörden schikaniert. 2017 wurde sie innerhalb von vier Monaten vier Mal festgenommen; außerdem sollte sie ihr Facebook-Profil - mit 80 000 Followern - löschen.

Im Februar 2018 ist sie zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe verurteilt worden, weil sie nach Ansicht des Gerichts zu einer Straftat aufgerufen hat. Das Vorgehen der marokkanischen Behörden gegen Nawal Benaissa und die Hirak-Bewegung hat System: Hunderte friedliche Demonstranten wurden festgenommen und inhaftiert, manche sogar nur, weil sie Hirak auf Facebook folgten.

Indigene Gruppe der Sengwer in Kenia

Die kenianische Regierung hat Tausende Menschen aus ihrem angestammten Waldgebiet vertrieben. Die indigene Bevölkerungsgruppe der Sengwer lebt seit Jahrhunderten im Embobut-Wald. Die Behörden gehen jedoch seit Jahren massiv gegen die Sengwer vor, angeblich um den Wald zu schützen. Seit 2012 haben Angehörige der Forstverwaltung und der Polizei schätzungsweise 2 600 Häuser der Sengwer im Embobut-Wald niedergebrannt.

Dabei verloren etwa 4 600 Menschen ihr Zuhause. Anfang 2018 erschossen Waldhüter sogar einen Sengwer, ein weiterer wurde schwer verletzt. Die Lebensgrundlagen und die kulturelle Identität der Bevölkerungsgruppe sind bedroht. Sengwer, die bereits aus dem Wald vertrieben worden sind, leben häufig in Armut. Obwohl Gerichte bereits mehrfach den Schutz der Sengwer angeordnet haben, hält das gewaltsame Vorgehen der kenianischen Behörden an. pm