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Geistliches WortBischof und Wohltäter

Wann er geboren wurde? Vermutlich zwischen 280 und 286. Wo? In Patara in der heutigen Türkei. Gestorben ist er am 6. Dezember des Jahres … auch das weiß man nicht genau. Viele Legenden ranken sich um ihn und sein Leben, um ihn, den es wirklich gegeben hat. Sie haben es sicherlich längst erraten. Die Rede ist von Nikolaus, der im 4. Jahrhundert in Myra zum Bischof der Region Lykien ernannt wurde. Kurz nachdem er zum Bischof geweiht worden war, hatten die christlichen Gemeinden in der Region Lykien unter Christenverfolgungen zu leiden. Auch Nikolaus soll gefangen genommen und gefoltert worden sein. Später muss er wieder frei gekommen sein, sonst hätte er 325 nicht am ersten ökumenischen Konzil in Nizäa zusammen mit 317 anderen Bischöfen teilnehmen können. Der 6. Dezember, der Todestag des Nikolaus von Myra, ist sein Gedenktag. Für Christen in der Antike spielte der Geburtstag nicht die Rolle, die er heute für uns hat. Der eigentliche Geburtstag war der Todestag, die Heimkehr zu Gott. Mit diesem Tag, so der Glaube der Christen in der Antike, begann das ewige Leben in der unmittelbaren Gemeinschaft mit Gott.

Morgen, am zweiten Adventssonntag, ist also der „Geburtstag“ des Nikolaus von Myra. Der Kult um ihn entwickelte sich erst rund 200 Jahre nach seinem Tod und es dauerte dann noch einmal mehr als 700 Jahre bis dieser nach Deutschland kam. Im Laufe der Jahrhunderte verschmolz seine Figur mit der eines weiteren Bischofs mit dem Namen Nikolaus. Dieser Nikolaus war Bischof von Pinara, auch in der heutigen Türkei gelegen, und starb 564. Die Legenden, die sich um Nikolaus ranken, erzählen, wie er sich für in Not geratene Menschen engagierte; Familien, Kinder, Seefahrer, ganze Städte rettete er vor dem Verderben. Nikolaus - zu Deutsch „Sieg des Volkes“ - war ein sozial engagierter Wohltäter. „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht“ (Lukas 21,28) lautet der Wochenspruch für die mit dem morgigen zweiten Adventssonntag beginnende Woche.

Nikolaus half in Not geratenen Menschen, weckte und förderte das Vertrauen in den kommenden Erlöser Jesus. Noch eins: Der Nikolaus ist nicht der Weihnachtsmann. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten zweiten Adventssonntag, an dem Sie vielleicht selbst einem Ihrer Mitmenschen zum Wohltäter werden und sich selbst an der Wohltat eines anderen Menschen erfreuen können, damit die Hoffnung auf Jesus, den kommenden Erlöser, neu geweckt oder bestärkt wird.

Ulrich Müller

Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Bissingen-Ochsenwang