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Geistliches WortDa ist Himmel in uns

Am Donnerstag ziehen sie wieder los: die Bollerwagenkarawanen, die Männer, Jungs, Väter. Mit Bierkästen und Flaschen. Es zieht sie hinaus ins Grüne, sie singen, grölen und gönnen sich diesen Feiertag, ‘s ist mal wieder Vatertag. - Halt! Ist der Vatertag denn ein Feiertag? Da war doch was - ja, warum haben wir am Donnerstag frei? Ja sicher, wir feiern 40 Tage nach Ostern Christi Himmelfahrt.

Was hat denn nun aber der Vatertag mit Christi Himmelfahrt zu tun? Eigentlich wenig. Den Vatertag gibt es ja auch erst seit Ende des 19. Jahrhunderts, in Deutschland erst seit den 30er-Jahren. Hier bot sich wohl das Fest Christi Himmelfahrt an, weil da seit dem 16. Jahrhundert Bittprozessionen für eine gute Ernte durchgeführt wurden. Wann dann nur noch die Männer und mit viel Alkohol unterwegs waren, lässt sich nicht mehr so genau zurückverfolgen.

In der Bibel steht: Jesus wurde vor den Augen seiner Jünger in den Himmel aufgenommen. Meist ist noch eine Wolke im Spiel. Starker Tobak für moderne Menschen, die im Raumfahrtzeitalter groß geworden sind. Wohin soll die Fahrt Christi denn gegangen sein? Himmel? Weltraum? Die Theologen sagen: Jesus kehrte zurück zum Vater. Und wo Gott ist, da ist Himmel. Oder: Wo Himmel ist, ist Gott? Im Deutschen haben wir nur ein Wort für zwei verschiedene Arten von Himmel. Im Englischen gibt es „Sky“ für den blauen Himmel über uns, und „Heaven“ für den Ort, wo Gott ist, das Paradies. Verliebte im „Siebten Himmel“ gehen ja auch nicht im Weltraum spazieren, sondern sind unsagbar glücklich.

In Jesus, der als Mensch auf die Erde kam, berührten sich „Himmel und Erde“, wie es in einem geistlichen Lied heißt. Jesus hat den Himmel (Heaven) auf die Erde gebracht. Am Fest „Christi Himmelfahrt“ könnten wir feiern, dass der Himmel, das Gute, das Schöne, der Frieden, die Liebe unter uns geblieben sind, auch wenn wir Jesus nicht mehr sehen. Dass „der Himmel über allen auf und auf alle über geht“ (Wilhelm Willms); dass der Himmel nicht so weit dort oben, sondern mitten unter uns ist - immer da spürbar, wo Menschen aufeinander zugehen, einander beistehen, wo miteinander gefeiert und gelacht wird, „wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen“ - da berühren sich Himmel und Erde, da ist Himmel unter uns, in uns. Und dann kann man an Himmelfahrt auch Vatertag feiern. Den Vätern danken, so wie den Müttern und mit Familie und Freunden die Natur genießen, Picknick machen und dabei „den Himmel über allen auf- und auf alle über- gehen lassen“.

Sabina Brandenstein Pastoralreferentin in Maria Königin