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Geistliches WortDie Geschichte mit dem Apfel

Das mit dem Urlaub ist in diesem Jahr so eine Sache. Auch wir mussten unsere Pläne über den Haufen werfen. Schade. Wir hatten uns so gefreut. Jetzt ist es der Südschwarzwald geworden. Vor einer Woche sind wir zurück gekehrt. Mit einem großen Schatz an inneren und äußeren Erlebnissen. Und mit Bildern von einer großartigen Landschaft mit herrlichen Aussichten. Es hätte nicht schöner sein können. Unser ursprüngliches Reiseziel dagegen ist verblasst. Wir haben gar nichts vermisst. Es war gut so, wie es war, sehr gut sogar.

Nicht immer können wir das sagen. Allzu oft trauern wir dem nach, was wir gerne gehabt hätten. Aber wir können nicht alles haben. Wenn man die Geschichte von Adam und Eva, der Schlange und dem Apfel kennt, dann ist man mittendrin in solchen Erfahrungen. Was müssen Adam und Eva lernen? Sie müssen lernen, sich über alles zu freuen, was sie haben. Und sie müssen es verlernen, sich ständig mit dem zu beschäftigen, was sie nicht haben. Das ist der Apfel. War Spanien in diesem Sommer der Apfel, oder Kroatien? Oder die Türkei?

Man muss in seinem Leben lernen, Grenzen zu akzeptieren, zu verzichten. Doch nicht nur das: man sollte lernen, damit Frieden zu finden. Schaut man doch einmal darauf, was man hat! Die Menschen haben so viel! Es gab so viel Schönes zu entdecken und zu erleben im Südschwarzwald. Es hätte unserer Seele nicht gut getan, es jeden Tag schade zu finden, dass wir unsere ursprünglichen Urlaubspläne aufgeben mussten. Das wäre übrigens die Aufgabe der Schlange gewesen: Einen ständig daran zu erinnern, dass man ja eigentlich am falschen Ort ist. Aber es ist ihr nicht gelungen. Wir haben uns nicht auf sie eingelassen. Wir konnten unseren Urlaub uneingeschränkt genießen.

Der Verzicht auf bestimmte Urlaubsziele ist natürlich ein Luxusproblem. Das ist mir sehr wohl bewusst. In Coronazeiten können ganz andere Probleme auftreten. Bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes. Damit kann man keinen Frieden schließen. Aber auch dann hilft der Blick auf das, was nicht verloren ist, was noch vorhanden ist: Familie, Freunde, vielleicht Gemeinde, Beratungsangebote, staatliche Unterstützung und nicht zuletzt die Hoffnung, dass Gott aus Bösem Gutes machen kann.

Stefan Herb Pastor der evangelisch-methodistischen Kirche in Kirchheim