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Geistliches WortDie verflixten Details

„Sie leben. Wir kümmern uns um die Details.“ Mit diesem Spruch hat vor einigen Jahren eine Bank geworben. Mir kommt der Satz immer wieder in den Sinn, vor allem wenn viel los ist. Dann denke ich: O ja. Das wäre herrlich. Jemand, der sich um die Details kümmert.

Zum Beispiel um die Einkäufe für die Familie. Um die vielen Absprachen im Alltag. Auch um die Belege für die Steuererklärung, um das Update auf dem Rechner, um die Reparatur des Fahrradlichts.

Aber was würde ich eigentlich machen, wenn alle Details geregelt wären? Was ist wirklich wichtig im Leben? Ich mag den Spruch von damals. Er regt mich an, nach dem Wesentlichen zu fragen. Und er hilft mir auch, mit Humor über Detailberge zu kommen, die die Bank nicht abtragen kann.

Von Jesus lerne ich die Liebe zum Detail. An einem einzelnen Senfkorn veranschaulicht er die wachsende Kraft von Gottes Reich. Seiner Detailliebe entspricht die vorbehaltlose Zuwendung zum einzelnen Menschen. Er sucht den isolierten Leprakranken auf. Er redet eine ganze Nacht hindurch nur mit Nikodemus. Er spricht eindringlich und lange mit der Frau am Brunnen.

Nein, um jedes Detail kümmert er sich nicht. Jesus zieht sich regelmäßig zurück, teilweise enttäuscht er die Erwartungen. Aber bestimmten Details gibt er einen hohen Stellenwert. So begreife ich, dass es weniger die Details sind als der Vollständigkeitswahn, der mich anstrengt.

Von Jesus lerne ich, dass die regelmäßige Unterbrechung der Betriebsamkeit hilft, das entscheidende Detail wertzuschätzen und mich dem Menschen zuzuwenden, der mich braucht. Der Sonntag und die Gottesdienste morgen sind das Angebot, zur Besinnung zu kommen und Orientierung im Dschungel der Details zu finden.

Matthias Hennig, Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Weilheim