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Geistliches wortLernen, loszulassen

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In diesen Sommerwochen erleben viele Menschen Veränderungen: Grundschüler wechseln auf weiterführende Schulen, nach der Schulzeit startet die Ausbildung in einem Handwerk oder bei einem Studium, im September startet man an einer neuen Arbeitsstelle und vieles mehr. Manche freuen sich auf Veränderungen, anderen macht das Stress. Das letzte Kind zieht aus dem Elternhaus aus. Papa sagt: „Es ist ein schönes Gefühl, wieder Ruhe und Frieden daheim zu haben.“ Mama denkt anders: „Hoffentlich schafft er es in der Stadt. Und wer sorgt für ihn und wäscht seine Wäsche? Zum Glück gibt es Handys.“ Sehr verantwortungsbewusste Menschen tun sich schwer, den anderen loszulassen oder eine eingegangene Pflicht aufzugeben. Seit Jahren kümmern sie sich um ein Kind, bis es groß wird, und dann geht es. . . Oder sie engagieren sich in einer ehrenamtlichen Tätigkeit und sollen dann andere ran lassen? Manchmal steckt die Angst dahinter, dass alles schief geht, wenn ich es nicht selber mache oder genau steuern kann. Loslassen heißt, die Spannung auszuhalten, ob die anderen das ohne mich hinbekommen. Sich von alten Sachen zu trennen heißt zu sehen, wie das Leben auch ohne die geschätzten Dinge weitergehen kann. Die Erfahrung lehrt: Wer Aufgaben abgibt, gewinnt Freiräume. Und wer aus der Mitte der Verantwortung tritt, gibt anderen die Chance, an neuen Aufgaben zu wachsen. Zu solchen Schritten braucht man Mut. Auch wenn die Kinder es anders machen, sie werden ihre Wege finden. Auch wenn jemand anderes in meine Fußstapfen tritt, wird er die Aufgabe ausfüllen - wenn auch anders. Auch wenn Eltern auf ihre schon (fast) erwachsenen Kinder Einfluss nehmen wollen, damit sie gut durchs Leben kommen, können sie deren Lebensweg nicht garantieren. Es gibt in diesem Sinne keine Sicherheit. Was es aber gibt, ist Gewissheit. Gott hat die Übersicht. Er weiß, wie es kommen wird. Und statt dafür zu beten, dass alles gut gehen möge, gibt es für Beter die Chance zu sagen: „Herr, jetzt bin ich gespannt, wie du es machen wirst. Ich schaue dir zu.“

Wilfried Veeser

Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Dettingen