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Geistliches WortMit Wenn und Aber

Aber - hat man sich über dieses Wort schon einmal Gedanken gemacht?

Immer wieder kommen einem Wortfetzen und Gedanken in den Sinn:

Eigentlich geht es einem doch gut, aber das Leben ist so anstrengend gerade. Das Leben ist schon schön, aber damit man ­zufrieden ist, braucht man doch eigentlich dies und das.

Aber. Es ist ein kleines Wort, aber dieses kleine Wort hat es ganz schön in sich. Aber zeigt eine Veränderung des vorherigen Satzes an. Das ist in verschiedene Richtungen möglich. Beispielsweise so: Eigentlich soll man die Schokolade nicht essen, aber. Man würde gerne alle Sorgen vergessen, aber. Man möchte mal wieder die Seele baumeln leben, aber. Ich liebe dich, aber. Das sind viele kleine Aber, jedoch keine schöne Aber, weil sie einen hindern, einfach zu leben und sich lebendig zu fühlen.

Aber, ist man doch mal ganz ehrlich: Gibt es ein Leben ohne Wenn und Aber überhaupt? Schön wäre es ohne Wenn und Aber. Das wäre praktisch, denn man würde die Freiheit leben und sich nicht hinter dem Aber verstecken können.

Das heißt, man kann sich der Verantwortung vor einem selbst, Gott und der Welt nicht mehr entziehen: Und dann fragt man sich: Wann hat man sich das letzte Mal richtig lebendig gefühlt? Vor knapp einem Jahr, als Coro­na zwar da war, aber es noch keine Einschränkungen auf das Leben gab? Wann hat man das letzte Mal bewusst gelebt? Wann hat man das letzte Mal gespürt, dass man Gott ganz nahe ist? Das Leben ist nicht immer leicht. Leben passiert einfach und manch­mal ist es auch anstrengend und hart. Manchmal will man sich vor dem Leben verstecken. Vielleicht scheint es nicht mehr lebenswert, weil die Angst vor Krankheiten es unerträglich macht.

Vielleicht fehlt es auch gerade an Lebensmut, weil man einen geliebten Menschen verloren hat. Das ist das Leben mit Wenn und Aber. Wahrscheinlich soll es einfach so sein. Aber, und ­dieses Aber ist ein bewusstes Aber: Leben wäre nicht Leben, wenn es nicht auch die Lebensmomente gäbe, in denen das „Aber“ ­alles andere als negativ ist. Das sind dann Momente, in denen man merkt: Das Leben ist schön, und man ist Gott dankbar, dass er einem dieses Leben mit Wenn und Aber geschenkt hat. Die eigene Lebenszufriedenheit muss doch nicht unbedingt an äußere Bedingungen geknüpft sein, oder? Dann kommen einem aber Sätze in den Sinn, wie: Eigentlich hätte ich mich gar nicht getraut, aber ich sag es dir trotzdem: Ich habe dich lieb.

Leben mit Wenn und Aber … ist ein Abenteuer, aber was für eines. Gott sei Dank dafür.

Ramona Schließer Pfarrerin der ev. Kirchengemeinde Nabern