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Geistliches WortNicht brechen lassen

Wenn man dem Wind trotzt, kann das Hoffnungspflänzchen kräftig wachsen. Symbolfoto
Wenn man dem Wind trotzt, kann das Hoffnungspflänzchen kräftig wachsen. Symbolfoto

Auf dem Fensterbrett in meinem Arbeitszimmer stehen seit ein paar Wochen Pepperoni-Setzlinge. Sie strecken ihre Köpfe in Richtung Südfenster und gedeihen prächtig in der Wärme.

Meine Frau meinte beiläufig, ich könne ruhig die Pflänzchen mit der Hand hin und herbewegen. Das würde sie stärker machen, denn ihnen fehlt der Wind - natürlich mit Maß, damit sie nicht abbrechen.

Nun bin ich im „Wind spielen“ nicht allzu zuverlässig, hoffe aber trotzdem, dass es im Sommer und Herbst Peperoni in der einen oder anderen Form sauer eingelegt, in Öl angedünstet, als Gewürz mitgekocht gibt.

Im Sturm hat Corona die Gesellschaft genommen, das Zusammenleben, die Gewohnheiten über den Haufen geworfen. Bei vielen hat der Wind die kleinen aufkeimenden Pflänzchen der Hoffnung schwer hin und her geweht. Manche Familie ist inzwischen an der Belastungsgrenze, manche Kinder kommen mit dem aufs Internet fixierten Leben nicht zurecht, und manche Ältere sind vereinsamt und haben den Lebensmut verloren. Die tägliche Fixierung auf Infektions- und Todeszahlen hält zwar die Angst aber nicht die psychische Gesundheit aufrecht.

Trotzdem muss der „Wind“ einen nicht brechen, er kann auch stärken: Mann kann jetzt vielleicht klarer sehen, was wirklich wichtig ist im Leben. Die Bürger können die Zeit fürs Reden nehmen auch in der Familie, gemeinsam etwas unternehmen, jemand anrufen, den man schon lange nicht mehr gesprochen haben. Warum nicht jetzt damit anfangen?

Und übrigens: Sogar wenn man vom Wind geknickt ist und nicht weiß, wie es weitergehen soll, man ist bei Gott, bei Jesus nicht abgeschrieben. Denn es heißt in Psalm 34: „Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben“. Wenn die Bürger sich an Jesus Christus wenden, haben sie Grund, Gutes zu erwarten.

Christoph Schilling

Evangelischer Pfarrer in Ohmden