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Geistliches WortSommerferien

Mit diesem Wochenende beginnen nun auch in Baden-Württemberg die Sommerferien. Von den einen heiß ersehnt, von anderen voller Sorgen betrachtet. Wieder werden sich Abertausende Menschen auf den Weg in ein möglichst entfernt liegendes Urlaubsdomizil machen. Viele von ihnen werden gemeinsam für überfüllte Autobahnen und kilometerlange Staus sorgen, andere werden die Abflughallen der Flughäfen bevölkern.

Weg, nur weg, koste es, was es wolle! Das scheint die Devise zu sein. Was ist das nur, was uns Jahr für Jahr in die Flucht treibt? Was erhoffen wir uns in der Ferne zu finden, das wir nicht auch zu Hause haben könnten? Warum gilt nun auch im Urlaub: je weiter, desto besser?

Dabei möchten doch die meisten einfach mal raus aus dem Alltagstrott, entspannen und zur Ruhe kommen. Der Hektik und den hohen Ansprüchen in Beruf und Umwelt entfliehen. Sich verwöhnen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Die Natur und vielleicht auch das eine oder andere kulturelle Angebot genießen. Und ausschlafen! Aber müssen wir dafür tatsächlich Tausende von Kilometern mit dem Auto oder dem Flugzeug zurücklegen?

Dass wir uns da nicht falsch verstehen. Ich möchte keinesfalls das Reisen an sich schlecht machen. Ich möchte auch keinem ein schlechtes Gewissen einreden. Auch ich werde in diesem Sommer wieder verreisen und Erholung und neue Erfahrungen in einer mir bisher unbekannten Gegend suchen. Sogar in der Sprache werde ich mich umstellen müssen, denn die Menschen werden dort mein Schwäbisch vielleicht nur mit Mühe verstehen. Aber zum Nachdenken, wohin und wozu ich verreise, möchte ich schon anregen.

Bleiben meine Sorgen tatsächlich zu Hause oder nehme ich sie nicht vielmehr immer schon sozusagen im Handgepäck mit? Schon Jesus wusste um die Notwendigkeit der Entspannung und Erholung. Von ihm wird in der Bibel immer wieder berichtet, dass er sich vom Rummel, den die Menschen machten, zurückzog und die Einsamkeit suchte. Er suchte Zeit und Muße, um sich auf sich selbst zu besinnen und um Klarheit für seinen Weg zu finden. Und er brachte das immer wieder im Gebet vor Gott, seinen Vater.

Das ist es auch, was ich Ihnen für Ihren Urlaub in den Sommerferien empfehlen und wünschen möchte: Zeit, Zeit, Zeit und nochmals Zeit. Zeit für sich selber, Zeit für die Menschen, die Ihnen wichtig sind, Zeit für Neues und für Altbekanntes. Und vielleicht auch ein klein wenig Zeit für Gott.

Rainer Wagner

Diakon der katholischen Gesamtkirchengemeinde Kirchheim