Das Gebet ist ein merkwürdiges Ding. Ein Mensch redet mit Gott. Dass der Gesprächspartner beim Gespräch nicht sichtbar sein muss, das wissen wir seit der Erfindung des Telefons. Und mit dem Brief per Post oder mit der Mail können wir sogar zeitlich versetzt miteinander reden. Der Technik sei Dank gibt es sogar die Videotelefonie, bei der man sich beim Telefonieren sogar sehen kann. So weit, so gut. Das ist das Gespräch zwischen zwei Menschen. Wie aber beim Gespräch eines Menschen mit Gott? Gott kann man nicht sehen und auch nicht per Videoschalte sichtbar machen. Und Gottes Antworten kommen selten auf dem gleichen Kanal zurück, auf welchem man ihn angerufen hat.
Der Anruf bei einer guten Freundin, die schweigend das Telefonat anhört und dann per Brief antwortet, ist aber doch sehr merkwürdig. Und dennoch ist es auf eine gewisse Weise so bei Gott. Wir beten zu Gott, aber Gott betet nicht zu uns Menschen. Es ist so ein bisschen wie das Faxgerät, auf dessen Nummer sich regelmäßig auch Telefonanrufer verwählen können. Auf der einen Seite hörte man dann das Piepen der Maschine und auf der anderen die Stimme des Anrufers. Aber obwohl die Verbindung da war, konnte man nicht wirklich miteinander reden.
Wie ist es nun mit dem Gebet? Sind wir eventuell falsch verbunden? Oder ist gar die Leitung tot und wir merken es nur nicht? Ich glaube, dass es nicht so ist. Ich glaube, dass es genau anders herum ist. Gott ist es, der uns anruft. Er redet uns an. Aber er redet zu uns auf den unterschiedlichsten Kanälen. Vielleicht wenn wir in der Bibel lesen. Vielleicht wenn uns die Sonne anlacht. Vielleicht wenn ein alter Freund uns einen Brief schreibt. Es ist an uns, auf Gottes Stimme in den Dingen zu achten und genau hinzuhören. Es ist an uns, ihm auf dem richtigen Kanal zu antworten. Wer reden will, muss hören können, und dann spricht Gott auch mit uns im Gebet.
Lars Peinemann
Vikar in der Kirchengemeinde Lindorf und Ötlingen