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Geistliches WortWir haben die Wahl

Meine Stimme hast du, denke ich mir, und mache mein Kreuz. Morgen, bei der OB-Wahl. Und andere bei den Kirchenwahlen der Evangelischen Kirche. Hoffentlich sind es viele, die zur Wahl gehen. In Kirche und Welt. Schließlich geht es um unsere Zukunft und darum, wie wir sie am besten gestalten. Es geht um das gemeinsame Leben in Stadt und Kirchengemeinden, es geht um Werte und Visionen, um Hoffnungen und Gelingen. Alle, die sich zur Wahl stellen, sind motiviert, sie wollen sich einsetzen, etwas bewegen und Verantwortung übernehmen. Ich bin sicher: Sie sind bereit, ihr Bestes zu geben. Ein Bürgermeisterkandidat wurde einmal gefragt, was es denn aus seiner Sicht vor allem brauche, um gewählt zu werden. „Ich muss es wollen“, war seine spontane Antwort. Und dann sprach er ziemlich offen auch über seine persönlichen Ambitionen, über den Ehrgeiz, der ihn treibt und über seine Lust an der Macht. Alle hörten gebannt zu. Gewählt wurde er am Ende nicht.

Wissen will ich vor allem, wofür die Menschen stehen, die gewählt werden wollen. Es geht ja nicht nur um ihre Motivation, sondern auch um Inhalte. Gut, wenn ich davon ein möglichst klares Bild habe. Dann fällt mir die Wahl leichter. Und dann wächst die Hoffnung, dass wir Wege in die Zukunft finden, die mir zunehmend Angst macht.

Morgen ist nicht nur Wahl. Morgen ist auch 1. Advent. Ein wichtiger Tag für mich, ein wichtiges Signal für meine, für unsere Zukunft und ein willkommener Anlass, mich in diesen schwierigen Zeiten unterbrechen zu lassen. Advent heißt Ankunft. Ich werde also daran erinnert, dass jemand im Kommen ist. Oh, damit habe ich schon lange nicht mehr gerechnet. Dass jemand unverhofft an meiner Tür klingelt.

Doch: Jesus kommt. Diese Ankündigung ist so ungewöhnlich, dass ich sie kaum glauben mag. Was fange ich damit an? Mit Jesus kommt eine ganze Welt. Die neue Welt Gottes. Sie ist im Kommen. Hanns Dieter Hüsch war von dieser Nachricht so überrascht und überwältigt, dass er einmal folgende Worte dafür fand: „Mein Herz schlägt ungemein / Macht Sprünge / Mein Auge lacht und färbt sich voll / Mit Glück / Jesus kommt / Alles wird gut.“

Alles wird gut. Wir hören heute anderes. Gegenteiliges. Wenn wir so weitermachen, wird gar nichts gut. Doch wenn Jesus kommt, wenn er Einzug hält in unsere Welt, wenn wir es zulassen, dass er unser Denken und Handeln bestimmt, dann kann alles gut werden. Wir haben die Wahl. Ich gebe ihm meine Stimme.

Stefan Herb

Pastor der evangelisch-methodistischen Zionskirche Kirchheim