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Gerecht ist das nicht

Zum Artikel „Eltern hoffen auf mehr Flexibilität“ vom 26. Juli

Die Ganztagsschule (GTS) einzuführen, um mehr Bildungsgerechtigkeit zu erzielen, soll meiner Meinung nach grundsätzlich gefördert werden. Ein Mehr an Bildungsgerechtigkeit kann aber nur dann gelingen, wenn in den Schulen die Halbtagsschule neben der Ganztagsschule in guter Qualität bestehen bleiben kann. Es darf nicht sein, dass Eltern durch ein unattraktives Halbtagsmodell gezwungen werden, ihre Kinder gegen ihren Willen in den Ganztag zu geben, um noch einer Arbeit als Halbtagskraft nachgehen zu können. Ich fürchte, dass es dann nur eine Frage der Zeit ist, bis sich andere, private Modelle auftun, die eine gute Halbtagsschule anbieten und darüber hinaus den Bedürfnissen der Familien besser entsprechen. Wenn das passiert, gibt es noch weniger Bildungsgerechtigkeit als bisher!

Anhand des erhöhten Zulaufs an privaten Grundschulen wie der Waldorfschule und der freien evangelischen Schule zeichnet sich diese Tendenz bereits ab.

Ich persönlich finde es schade, dass unter dem Deckmantel der Bildungsgerechtigkeit rein wirtschaftliche Interessen den Ausschlag geben, ob man Grundschulkindern im Halbtag noch ein Mittagessen mit Betreuung anbieten kann oder nicht. Die Ganztagsschule wird vom Land finanziell unterstützt, für die Ganztagsschule werden seitens der Kommune neue Gebäude errichtet und Räume zur Verfügung gestellt, Vereine mobilisiert und so weiter.

Für ein betreutes Mittagsband in der Halbtagsschule müssen die Kommunen jedoch selber in die Tasche greifen. Deshalb ist das Konzept einer verlässlichen Halbtagsschule bis beispielsweise 13 Uhr für die Kommunen und damit für die Schulen nicht mehr attraktiv. Hier entscheidet der finanzielle Faktor über das Wohl unserer Kinder. Gerecht ist das nicht.

Sabina Bisceglia, Kirchheim