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Hier entsteht ein Dorf - für Kleintiere

Vereine Der Bissinger Kleintierzuchtverein baut Stück für Stück eine der größten Zuchtanlagen des Landes. Die Züchter stoßen ab morgen mit den Besuchern des Sommerfests auf den „Meilenstein“ an. Von Thomas Zapp

Norbert Maier (links) und Martin Link mit Schäferhund Jeff freuen sich über die ersten beiden Häuser der Zuchtanlage. Foto: Cars
Norbert Maier (links) und Martin Link mit Schäferhund Jeff freuen sich über die ersten beiden Häuser der Zuchtanlage. Foto: Carsten Riedl

Gut‘ Ding will Weile haben, davon können der Erste Vorsitzende Norbert Maier und Schriftführer Martin Link ein Lied singen. Seit rund 25 Jahren planen sie die eigene Kleintierzuchtanlage samt eigenem Vereinsheim für ihren Kleintierzuchtverein Bissingen. Vor 15 Jahren wurde dann das eigene Vereinsgelände am Hang erschlossen, doch lange gab es Probleme mit den Genehmigungen für eine Gastronomie, die sich auch für einen Pächter lohnt. Erst vor zwei Jahren wurde das Vereinsheim fertig, fast unbemerkt von der „Außenwelt“.  Denn wegen der Corona-Krise musste die feierliche Eröffnung verschoben werden. Geführt wird es seither in Eigenregie.

Wer mehr über die Kleintierzüchter erfahren möchte, kann sich Samstag und Sonntag jeweils ab 11 Uhr ein eigenes Bild machen, was auf dem Gelände am Kobel entstanden ist. Zum Sommerfest für jedermann und -frau gibt es gegrillte Hähnchen und Spanferkelrollbraten vom Holzkohlegrill direkt am Vereinsheim. Dabei können die Besucherinnen und Besucher auch die Anlage in Augenschein nehmen. Bis jetzt haben die ersten beiden Häuser zumindest im Rohbau Gestalt angenommen, mit herrlichem Panoramablick auf Teck und Breitenstein.  stehen bereits zwei Häuser mit Erdgeschoss und erstem Stock. Oben soll Geflügel wie Hühner oder Tauben „wohnen“, unten Hasen und Kaninchen. 

Die ersten Bewohner ziehen voraussichtlich im Oktober ein. Auffallend ist das ausladene Holzdach, das weit über die 30 Quadratmeter große Grundfläche des Häuschens ragt und später noch mit Maschendraht bis zum Boden verkleidet wird. Dadurch wird der vordere Bereich zu einer Voliere.

„Sie sehen aus wie Ferienhäuser“, sagt Norbert Maier lachend. In der Tat ist der Vergleich des Vereinsgeländes mit einem Feriendorf gar nicht so weit hergeholt. Insgesamt sind acht Gebäude geplant, zudem gibt es bereits ein Eidechsenbiotop und in naher Zukunft sollen auf dem knapp einen Hektar großen Grundstück an der Straße nach Ochsenwang noch zwei Seen entstehen. Die werden aber ausschließlich für Wasservögel wie Enten und Gänse reserviert. Dem Bissinger See wolle man keine Konkurrenz machen, betont der Erste Vorsitzende lachend.

Mit der künftigen Zuchtanlage ist man ohnehin konkurrenzlos: So eine große gebe es in ganz Baden-Württemberg nicht, sagt Norbert Maier. Für ihn ist das Projekt ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte. Es ist aber auch überlebenswichtig für den KZV Bissingen mit seinen aktuell 70 Mitgliedern. Denn Kleintierzuchtvereine ohne eigene Anlage gibt es immer weniger.

Das liegt auch an den strenger gewordenen Vorschriften, Geflügelhaltung in Wohngebieten ist zum Beispiel verboten. In Mischgebieten wird oftmals die Haltung, aber nicht die Zucht erlaubt. „Hennen ja, Gockel nicht“, fasst es der Erste Vorsitzende zusammen. Seit sich das mit der neuen Anlage herumgesprochen hat, kämen ständig neue Anfragen von Züchtern.

Den Verein gibt es zwar schon seit 1914, aber er hatte noch nie eine eigene Zuchtanlage besessen. Jedes Mitglied hatte seine Tiere je nach Möglichkeit in Eigenregie untergebracht. Auch ein Vereinsheim war nicht nötig. „Früher traf man sich in der Dorfwirtschaft, aber davon gibt es heute ja keine mehr“, sagt der Erste Vorsitzende. Im September sollen die ersten Tiere der Mitglieder einziehen. Alleine Norbert Maier hat 200 Tauben.

Ob das alles reichen wird, muss man dann sehen. Auch, in welchem Tempo es weitergeht, steht noch nicht fest. „Das hängt von den Finanzen ab“, sagt der Vorsitzende, denn es gibt zwar Zuschüsse vom Landesverband, aber einen fünstelligen Grundbetrag für jedes Haus muss der Verein aus Eigenmitteln stemmen. Positiv stimmt den Vereinsvorsitzenden aber, dass sich vermehrt die Jugend für Kleintierzucht interessiert. In Bissingen gibt es jedenfalls keine Nachwuchsprobleme. Dafür sollen auch Kindergarten- und Schulgruppen sorgen, die künftig zu Besuch kommen können, wenn alles fertig ist. „Da muss man nur aufpassen, dass sie die Tiere nicht zu heftig streicheln, aber das kriegt man hin“, sagt Norbert Maier.

5 Weitere Infos finden Interessierte auf www.kzv-bissingen.de oder telefonisch unter 0 15 90/6 63 38 04