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Historisches Ensemble kommt jetzt besser zur Geltung

Stadtbild Eine neue Infotafel am Schlossplatz gibt Auskunft über die wechselhafte Geschichte der Gebäude.

Kirchheim. Die Stadt ziert eine neue historische Infotafel: Kirchheims Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader hat sie gemeinsam mit Dr. Frank Bauer, Leiter der Abteilung Kultur der Stadtverwaltung, sowie dem Vorsitzenden des Verschönerungsvereins, Martin Lude, am Kirchheimer Schlossplatz eingeweiht. Diese ist dem dortigen his­torischen Gebäudeensemble gewidmet.

„Die neue Tafel geht auf eine Initiative des Verschönerungsvereins zurück, der auch die Hälfte der Kosten übernimmt“, so Bauer. Ziel sei es, den Schlossplatz und die dortigen Gebäude als historisches Ensemble stärker zur Geltung zu bringen. „Der Schlossplatz gehört zu den schönsten Plätzen unserer Stadt. Mit diesem Schild erfahre man schnell, welche spannende Geschichte sich hier einst zugetragen hat“, erläutert Bader.

Der Bau des heutigen Kirchheimer Schlosses begann bereits 1538 unter Herzog Ulrich von Württemberg, der die Stadt zur Landesfestung ausbauen ließ. Die Renaissanceanlage besaß zunächst eine militärische ­Funktion, wurde jedoch auch als Kur- und Jagdschloss der würt­tembergischen Herzöge genutzt. Seit dem Dreißigjährigen Krieg diente es bis zum Tod von Henriette von Württemberg 1857 als Residenz für Witwen und andere Angehörige des Hauses Württemberg. Der sich in östlicher Richtung anschließende Marstall beherbergte ursprünglich Pferde, Kutschen und Geschirre. In seiner heutigen Form geht der Marstall auf das 18. Jahrhundert zurück, da das historische Gebäude 1735 ein Opfer der Flammen wurde.

Zwischen 1902 und 2006 war das Gebäude Schlossplatz 9 der Sitz des Staatlichen Forstamts, woher es auch seinen heutigen Namen als „Altes Forstamt“ hat. Ursprünglich befand sich dort die ehemalige „Deutsche Schule“, die jedoch während des großen Stadtbrandes von 1690 zerstört wurde. Nach dem Wiederaufbau im Jahr 1693 diente das „­Kavaliersgebäude“ als Residenz herzoglicher Beamter und hochstehender höfischer Persönlichkeiten.

Das heutige Gebäude Schlossplatz 14 lässt sich auf das Jahr 1695 zurückdatieren, als es der Organist Johann Wilhelm Klotz als Wohnhaus erbauen ließ. Es verblieb in Privatbesitz, bis im Jahr 1826 eine wohltätige Institution ins Leben gerufen wurde, eine „Rettungsanstalt für arme, verwahrloste Kinder“. Federführend war hier Herzogin Henriette, die die Einrichtung nach ihrer Tochter benannte, der württembergischen Königin Pauline. 18 bedürftige Jungen und Mädchen aus Kirchheim und der unmittelbaren Umgebung zogen in das Heim ein und wurden bis zu ihrer Konfirmation betreut. 1840 war das Gebäude zu klein geworden und die Paulinenpflege zog in die Alleenstraße um.

Martin Lude zeigt auf die Schlossmauer hinter dem Marstallgarten. „Das wird unser nächs­tes Projekt. Gemeinsam mit dem Pädagogischen Fachseminar und der Stadtverwaltung setzt sich der Verschönerungsverein dafür ein, dass die Schlossmauer und auch die Schlossbastion künftig einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Sie bieten einen wunderbaren Ausblick und sind es wert, aktiv erlebt zu werden!“, schwärmt der Stadtführer und Vorsitzende des Verschönerungsvereins.pm