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Historisches Tief bei Beschwerden

Umwelt Laut dem Bericht des Lärmschutzbeauftragten für den Flughafen in Stuttgart haben sich deutlich weniger Menschen über Fluglärm beschwert – bedingt durch den geringen Flugverkehr. Von Elisabeth Maier

Wegen der Coronapandemie und der drastischen Ausdünnung der Flugpläne haben auch die Beschwerden über Fluglärm ein historisches Tief erreicht. Im Jahr 2020 ist die Zahl der Starts und Landungen am Flughafen Stuttgart pandemiebedingt auf 60 302 zurückgegangen, im Rekordjahr 2019 waren es noch 143 993 Flugbewegungen. Damit betrug das Flugverkehrsaufkommen nur noch 42 Prozent des Vorjahres. „Diese Zahlen entsprechen denen aus dem Jahr 1985“, zieht Stefan Köhler Bilanz. Er kümmert sich am Flughafen um die Beschwerden wegen Lärms. Der beim Regierungspräsidium Stuttgart angesiedelte Lärmschutzbeauftragte hat jetzt seinen Jahresbericht für 2020 vorgelegt. Zu seinen Aufgaben gehören die Annahme und Bearbeitung von Fluglärmbeschwerden über den zivilen Luftverkehr am Flughafen Stuttgart sowie die Erarbeitung von Vorschlägen und Verfahren zur Lärmminderung. Dabei arbeitet der Experte eng mit der Flugsicherung, den Luftfahrtunternehmen, dem Flughafenbetreiber sowie den betroffenen Städten und Gemeinden zusammen.

Filderkommunen sind betroffen

Der Abwärtstrend im Flugverkehr spiegelt sich auch in den Beschwerden. 2020 sank die Gesamtzahl aller Fluglärmbeschwerden im Vergleich zum Jahr 2019 um 72 Prozent auf 238. Die Gesamtzahl aller Fluglärmbeschwerden wurde im Berichtsjahr 2020 von 118 Personen vorgetragen. Zehn Beschwerden kamen aus Denkendorf, 13 aus Filderstadt. Der Ostfilderner Stadtteil Scharnhauser Park lag mit 23 Beschwerden weit vorne. Diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben. Aus Neuhausen gingen im Vorjahr noch 108 Beschwerden wegen zu lauter Flugzeuge ein, 2020 waren es nur 13.

Zu laute Flugzeuge sind auch im Neckartal seit Jahren ein großes Problem. Auf die starke Betroffenheit verweist Deizisaus Bürgermeis- ter Thomas Matrohs immer wieder. Der Verwaltungschef pocht auf Abhilfe. Aus Altbach, Deizisau und Plochingen waren 2019 noch 46 Beschwerden eingegangen. Durch die deutliche Abnahme des Flugverkehrs ist die Zahl nun auf fünf Beschwerden geschrumpft.

„Lärm ist ein Thema, das die Menschen bewegt. Daher kommt dem Lärmschutzbeauftragten eine bedeutende Rolle zu. Er kümmert sich präventiv um Fragen der Lärmvorsorge und Vermeidung. Außerdem kümmert er sich auch um die eingehenden Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern“, erklärte der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer.

Die Zahl der beförderten Passagiere am Stuttgarter Flughafen sank im vergangenen Jahr um 74,8 Prozent auf 3,21 Millionen. Grund für den Rückgang der Flugbewegungen - und damit der Beschwerden - ist die Coronapandemie, die den Flugverkehr in besonderem Maße betrifft.

In der Beschwerdestatistik 2020 wurden 189 Fälle von 115 Personen hinsichtlich örtlicher Herkunft und Beschwerdegrund näher betrachtet. Alle Nachtflüge wurden durch den Lärmschutzbeauftragten beim Regierungspräsidium auf Einhaltung der Nachtflugbeschränkung überprüft. Im Berichtsjahr 2020 gab es 76 Beschwerden über Nachtflüge. Nachtluftpostflüge dürfen ausschließlich mit besonders leisen Flugzeugen durchgeführt werden. Vom Regierungspräsidium Stuttgart wurde in zwölf Einzelfällen eine Ausnahme von der Nachtflugbeschränkung zugelassen.

Der Lärmschutzbeauftragte, Stefan Köhler, ist für Bürger erreichbar unter der Nummer 07 11 / 72  24  93 49.