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Hölderlinhaus: Gemeinderat schluckt die Kostenkröte

Sanierung Trotz abermals gestiegener Kosten beim Umbau des Hölderlinhauses in Nürtingen wird die Planung fortgesetzt. Im September sollen die Bauarbeiten beginnen. Von Anneliese Lieb

Rund 8,5 Millionen Euro sind mittlerweile für die Sanierung des Hölderlinhauses veranschlagt. Foto: Jürgen Holzwarth
Rund 8,5 Millionen Euro sind mittlerweile für die Sanierung des Hölderlinhauses veranschlagt. Foto: Jürgen Holzwarth

Zähneknirschend hat sich die Mehrheit des Nürtinger Gemeinderats trotz Kostensteigerung für die Fortführung der Hölderlinhaus-Planung ausgesprochen. Die Kos­tensteigerung beim anstehenden Umbau des Hölderlinhauses hat in den zurückliegenden Wochen einmal mehr die Gegner der Aufstockung auf den Plan gerufen. Sanierung im Bestand statt Umbau mit zusätzlichem Dachgeschoss halten manche für die günstigere Variante, ohne dabei den Mehrwert durch die zusätzlichen Räume, die Barrierefreiheit und die Belebung des Hauses im Auge zu haben.

Dass für ihn trotz der ärgerlichen Kostenentwicklung ein „Zurück auf null“ nicht infrage kommt, hatte Oberbürgermeister Fridrich schon im Vorfeld der jüngsten Sitzung betont. Es gehe jetzt nicht darum, zu durchleuchten, wer in diesem Projekt wann welche Fehler gemacht habe. Vielmehr gelte es künftig zu berücksichtigen, dass ein Wettbewerbsentwurf von Anfang an mit einem realistischen Preisschild versehen werden müsse.

Kritik an der Kostenplanung des Büros Aldinger habe er intern geübt und erwarte auch dort ein Entgegenkommen, sagte Fridrich. Der Architekt war in der Sitzung anwesend, gab aber zusammen mit dem beauftragten Tragwerksplaner nur eine kurze Erläuterung darüber, warum eine Sanierung im Bestand aufgrund der Verformungen im Tragwerk nicht infrage kommt. Kritische Fragen aus dem Gemeinderat an den Architekten gab es nicht.

Fridrich war es wichtig, in der Sitzung nicht noch mal die letzten zwölf Jahre Revue passieren zu lassen, sondern vielmehr das Projekt fortzuführen und nach Einsparpotenzial zu schauen. Der Verzicht auf die „Hölderlinwände“, sprich die Nord- und Ostfassade (Einsparpotenzial rund 300 000 Euro) wäre der falsche Weg: „Der Erinnerungsort braucht die alten Wände“, betonte Friedrich.

Mit eingebautem Puffer in Höhe von 800 000 Euro liegen die Kos­ten für Umbau und Sanierung aktuell bei 8,5 Millionen Euro. Abzüglich der Fördermittel bleiben an der Stadt 5,8 Millionen Euro hängen. Das Haus koste die Kommune knapp sechs Millionen Euro, auf 50 Jahre abgeschrieben seien das 116 000 Euro im Jahr, also „knapp drei Euro pro Einwohner im Jahr“, so der OB. „So gesehen für eine Volkshochschule mit Ausstellung vertretbar.“ Die Alternativen seien deutlich schlechter: „Das Hölderlinhaus bliebe auf absehbare Zeit ungenutzt, die Förderung müsste neu beantragt werden und für die VHS müsste man weiter Räume anmieten (50 000 Euro im Jahr) und die Außenwirkung wäre verheerend.“

Vom Nutzungskonzept des Hölderlinhauses ist nicht nur Oberbürgermeister Fridrich überzeugt, sondern auch die Mehrheit des Gemeinderats. Regine Glück (Nürtinger Liste/Grüne-Basis NT) hielt ein Plädoyer für die Fortführung der Planung und sprach damit auch vielen Ratskollegen aus der Seele. Nach eingehender Beratung habe sich der Gemeinderat für ein Gesamtkonzept entschieden, das sowohl die Beschäftigung mit Hölderlin, mit einem sehr beeindruckenden Ausstellungskonzept, als auch VHS, Bildung und Begegnung vereine. Bereits im Vorfeld habe es für dieses Konzept überregionale Aufmerksamkeit gegeben und äußerst positive Rückmeldungen, mit dem Resultat einer ungewöhnlich hohen Fördersumme. Eine Sanierung im Bestand bedeute Verzicht auf wesentliche Bestandteile des inhaltlichen wie baulichen Konzepts. „Ebenfalls hohe Kosten, einen zeitlichen Verzug, Verzicht auf Fördermittel und am Ende bliebe ein Gebäude mit höchst eingeschränkter Nutzbarkeit.“