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Inklusive Natur-Kita zieht ins Schullandheim

Betreuung Der Verein Michaelshof Ziegelhütte plant im Schullandheim Lichteneck eine inklusive Kindertagesstätte mit naturnahem Konzept. Parallel dazu soll das Schullandheim weiter bestehen. Von Bianca Lütz-Holoch

Künftig nicht mehr nur Schullandheim: In Lichteneck soll eine inklusive Natur-Kita entstehen.Foto: Carsten Riedl
Künftig nicht mehr nur Schullandheim: In Lichteneck soll eine inklusive Natur-Kita entstehen.Foto: Carsten Riedl

Es liegt mitten im Grünen, eingebettet zwischen Wald und Streuobstwiesen: Einen Aufenthalt im kreiseigenen Schullandheim Lichteneck bei Hepsisau haben schon Generationen von Schülern genossen. Künftig sollen dort auch Kindergartenkinder einen Platz finden: Der Trägerverein der nahe gelegenen Jugendhilfeeinrichtungen Michaelshof und Ziegelhütte plant, in einem der Gebäude von Lichteneck ein ganz besonderes Betreuungsangebot einzurichten: eine inklusive Natur-Kita.

Erstmals öffentlich vorgestellt worden sind die Pläne für das Vorhaben nun im Kindergartenausschuss der Stadt Weilheim. „Wir haben mitbekommen, dass in Weilheim Kita-Plätze fehlen“, erzählt Jens Binder-Frisch, Einrichtungsleiter des Michaelshofs und einer von drei gleichberechtigten Vorständen im Trägerverein Michaelshof Ziegelhütte. Als direkten Nachbarn ist den Verantwortlichen des Michaelshofs auch nicht verborgen geblieben, dass das Schullandheim Lichteneck lange Zeit leer stand. „Also sind wir mit unserer Idee auf den Landkreis zugegangen - und haben offene Türen eingerannt.“ 

Ändern wird sich in der Kreis- einrichtung oberhalb von Hepsisau aber noch mehr. „Das Schullandheim Lichteneck wird derzeit konzeptionell neu ausgerichtet und soll künftig in Kooperation mit dem Trägerverein Michaelshof Ziegelhütte betrieben werden“, sagt Andrea Wangner, Pressesprecherin des Landkreises Esslingen. Einzelheiten kann sie noch nicht mitteilen. „Die Eckpunkte werden derzeit ausgearbeitet.“ Fest steht aber: Lichteneck soll gleichzeitig Schullandheim bleiben. „Die Natur-Kita ist ein Teil der Neukonzeption. Des Weiteren werden dort künftig Angebote der Jugendhilfe des Landkreises umgesetzt sowie auch ein Schullandheim-Betrieb“, so Wangner.

Viel Bewegung und Tiere

Recht konkret sind bereits die Pläne für die Kita. Der Trägerverein hat ein Konzept ausgearbeitet und mit dem Landkreis Esslingen sowie der Stadt Weilheim beraten. Vorgesehen ist, in einem der Gebäude des Schullandheims an fünf Tagen, jeweils von 7 bis 17 Uhr, insgesamt 20 Kinder von drei bis sechs Jahren zu betreuen. „Bis zu fünf Plätze sind reserviert für Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf“, erläutert Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. Aufgrund des inklusiven Ansatzes wird es auch personelle Verstärkung vom Jugendamt des Kreises geben. „Das Konzept ist sehr naturnah und sieht einen hohen Bewegungsanteil vor“, sagt der Bürgermeister und fügt hinzu: „Das kann eine wertvolle Bereicherung unserer Kinderbetreuungslandschaft in Weilheim sein.“

Vorgesehen ist auch, Synergieeffekte zwischen dem nahe gelegenen Michaelshof und der neuen Kita zu nutzen. So soll die Verpflegung aus der Großküche der Jugendhilfeeinrichtung kommen. Auch die Tiere des Michaelshofs, unter anderem Pferde und Lamas, werden in der Kita eine Rolle spielen. Geplant sind zudem Kooperationen mit dem Bauernhof der Ziegelhütte, dem Naturschutzzentrum Schopflocher Alb und dem örtlichen Obst- und Gartenbauverein. Die anthroposophische Pädagogik, die in den anderen Einrichtungen des Trägervereins verankert ist, bliebt in der neuen Kita dagegen außen vor. „Da stehen Naturpädagogik und Inklusion im Vordergrund“, betont Jens Binder-Frisch.

Weil die Natur-Kita Lichteneck doch recht weit außerhalb gelegen ist, würde der Trägerverein gerne einen Shuttle-Service für bis zu sieben Kinder anbieten. „Ob das wirklich finanzierbar ist, wird sich aber erst noch zeigen“, bremst  Binder-Frisch allzu hohe Erwartungen. Starten soll die Kita zum Kindergartenjahr 2022/23. Bis dahin wird das Gebäude am Rand des Schullandheim-Ensembles auch noch entsprechend umgebaut.

Das Schullandheim Lichteneck ist seit Jahrzehnten über die Kreisgrenzen hinweg als Anlaufstelle für Schulklassen und Vereine bekannt. Seit drei Jahren steht es jedoch leer. Der reguläre Schullandheim- und Seminar-Betrieb endete 2016, als der Landkreis rund 30 unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Lichteneck einquartierte. Nach deren Auszug 2018 wurde das Schullandheim renoviert und hätte ab Herbst 2019 wieder in Betrieb gehen sollen. Daraus wurde aber nichts, weil der Landkreis kein Personal mehr fand.

Hepsisau schaut mit Sorge auf die geplante Natur-Kita

Das Konzept der geplanten Natur-Kita Lichteneck ist im Weilheimer Kindergartenausschuss gut angekommen - ebenso wie das Engagement eines neuen freien Trägers in der Weilheimer Kindergartenlandschaft.

Bedenken wurden aber aus Hepsisau laut. Der städtische Kindergarten im Weilheimer Teilort ist seit Jahren schlecht ausgelastet, das Gebäude renovierungsbedürftig. Nun fürchten Eltern und Ortschaftsräte angesichts der Konkurrenz im eigenen Ort eine Schließung ihres Kindergartens. „Es ist wichtig, dass er erhalten bleibt und dass wir uns um seine Weiterentwicklung kümmern“, sagte Hepsisaus Ortsvorsteher Bernhard Heitz.

Für Irritationen sorgte vor allem, dass der Michaelshof eine Natur-Kita einrichtet. Erst Anfang des Jahres war im Weilheimer Gemeinderat  darüber diskutiert worden, den Hepsisauer Kindergarten in einen Natur- oder Themenkindi umzuwandeln, um ihn auch für Familien außerhalb von Hepsisau attraktiver zu gestalten.

Entwarnung gab Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. „Wir beabsichtigen in keinster Weise, den Hepsisauer Kindergarten aufs Abstellgleis zu stellen“, versicherte er. Solange die Einrichtung zweistellige Kinderzahlen aufweisen könne, sei eine Schließung kein Thema. Eine Konkurrenz zwischen den beiden Einrichtungen erkennt er nicht. Die Natur-Kita Lichteneck sei eine Ganztagseinrichtung, inklusiv ausgerichtet und habe einen Einzugsbereich, der über Hepsisau und Weilheim reiche. „Das sind zwei ganz unterschiedliche Dinge mit unterschiedlichen Zielgruppen“, betonte der Rathauschef. bil