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Innovativ planen statt weiter Felder zubauen

Hungerberg Der Kreisbauernverband spricht sich eindringlich für den Erhalt von Ackerflächen aus.

Kreis. Die Bauern sehen sich erneut dem Vorwurf ausgesetzt, sie würden gewerbliche und technologische Entwicklung blockieren, nachdem sich zahlreiche Bauern in Dettingen für den Erhalt des Hungerbergs und damit gegen die Bebauung von wertvoller Ackerfläche eingesetzt haben. Mit der Teilnahme wollten sie zum Ausdruck bringen, dass nicht nur dort die Landwirte unter dem Verlust ihrer Produktionsfläche leiden. In nahezu jeder Kreisgemeinde sind in naher Zukunft erhebliche Verluste durch Baugebiete vorgesehen.

Der Kreisbauernverband legt Wert darauf, dass sich die Bauern nicht gegen gewerbliche Entwicklungen stellen. Diese müssten aber sinnvoll und flächenschonend umgesetzt werden. Nach wie vor würden Gewerbebauten vornehmlich einstöckig, ohne Tiefgarage und weitere Geschosse, dafür aber mit großen Parkplatzflächen verwirklicht. Dies sei angesichts der Herausforderungen von Extremwetterereignissen nicht mehr zeitgemäß. Auch extreme Trockenheiten seien unter anderem Folge der Versiegelung von Böden, unter der alle, besonders aber die Landwirtschaft leiden. Die gewünschte regionale Nahrungsmittelproduktion, gerade auch pflanzenbaulich unter ökologischen Rahmenbedingungen, werde unmöglich, wenn es immer weniger Äcker gebe.

Technologische Entwicklung und Transformation ist auch in der Landwirtschaft in vollem Gang. Deshalb sieht der Kreisbauernverband auch im industriellen Bereich die Chance zur Verwirklichung innovativer baulicher Entwicklungen. Allein im Umfeld von nur wenigen Kilometern um die Autobahn-Ausfahrten Kirchheim befinden sich zahlreiche, bis zu vier Hektar große versiegelte Flächen, die als Parkplätze oder Stellflächen dienen. Solche Flächen könnten über Änderungen der Bebauungspläne unter Berücksichtigung der Umgebungsbebauung zeitnah und durch Verbesserung vorhandener Infrastrukturen auch wirtschaftlicher umgesetzt werden. Zusätzlich wären mit Kombinationen aus energetischen Verbesserungen, Möglichkeiten von Dachbegrünungen und Photovoltaik auch ökologische und klimatische Aufwertungen zu erreichen - und die Schaffung von Wohnraum. Auch die Vernetzung solcher Standorte mit modernen Digitalisierungs- und Mobilitätskonzepten wie autonome Transfers böten Riesenchancen.

Der Kreisbauernverband drängt deshalb darauf, diese Überlegungen als innovative Planungen und Entwicklungen anzustoßen. Mit modernen Joint-Ventures könnten damit in der Region nicht nur Arbeitsplätze erhalten, sondern zukunftsweisende Technologien vorangetrieben werden und sich der Raum als Musterregion und Zukunftswerkstatt entwickeln.

Dieser Veränderungswille ist für den Kreisbauernverband nicht erkennbar. Weitermachen wie bisher dürfe nicht gesellschaftlicher Anspruch sein. Nachdem Boden nicht vermehrbar ist und angesichts einer absoluten Versiegelung von jährlich 100 Hektar im Kreis Esslingen, kann aus Sicht des Kreisbauernverbands ruhigen Gewissens niemand mehr einem „Weiter so“ beim Flächenverbrauch zustimmen, zudem die Landwirtschaft weitere Verluste von Ackerflächen für naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen befürchtet.

Die Landwirte fordern die Regionalversammlung, die kommunalen Planungsträger und die Wirtschaft dazu auf, ihre Planungsgrundsätze zu überdenken und im Bestand nach Flächen und Möglichkeiten für Ansiedlungen zu suchen, um den Lebensraum und die Grundlagen für eine regionale Landwirtschaft mit einer nachhaltigen Perspektive für künftige Generationen zu erhalten. pm