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„Jeder Pilz hat einen Hut“

Bauprojekt Der Interessent des Wasserturms in Ohmden wehrt sich gegen Gerüchte und möchte Frieden mit den Nachbarn schließen. In die Wohnung will der Initiator selbst einziehen. Von Lena Bautze

Rundumblick: Die Aussicht vom Wasserturm in Ohmden. Foto: Jean-Luc Jacques
Rundumblick: Die Aussicht vom Wasserturm in Ohmden. Foto: Jean-Luc Jacques

Für Georg Volles würde ein Herzenswunsch wahr werden: einen eigenen Turm besitzen - genauer den Wasserturm in Ohmden. „Türme haben mich schon immer fasziniert“, sagt der Kirchheimer. „Ich hatte auch mal die Idee, ein Turmrestaurant zu eröffnen“, schwelgt der 83-Jährige in Erinnerungen. Doch daraus wurde nichts wegen Naturschutzauflagen.

Auf den Wasserturm in Ohmden ist er wegen eines Teckboten-Artikels im Februar 2019 gekommen. Dort wurde das Gebäude vorgestellt und ein Interessent mit einer innovativen Idee gesucht, der den Turm erhalten will. „Als ich diesen Artikel gelesen habe, war ich total aufgeregt“, erklärt er. Im Familienrat war klar, dass er sich bewerben soll. „Meine Frau, meine Tochter und mein Enkel haben mich dabei unterstützt und gemeint, wenn ich daran eine Freude habe, solle ich das machen.“ Georg Volles war Geometer und fertigte seine Pläne selbst an. Seine Idee, den Wasserturm zu einer Wohnung umzubauen, kam bei der Gemeinde gut an, weshalb jetzt das Verfahren läuft. Bauherrin ist jedoch seine Tochter, die in München wohnt.

„Ich vertrete hier meine Tochter. Wir sind aber ganz normale Bürger“, erklärt Volles. Ein paar Ohmdener fühlen sich durch den geplanten Umbau des Turmes jedoch gestört. Der Rentner kann verstehen, dass sich manche beschweren, nur wie, ist Volles ein Dorn im Auge: „Es werden viele Gerüchte und Lügen verbreitet - das ist unfair“, sagt Volles. „Ich denke konstruktiv, nicht destruktiv.“ Es wurde beispielsweise ein Flugblatt verteilt, das, laut Volles, Falschinformationen beinhaltet. „Wir müssen uns alle an Gesetze und Regeln halten, und das mache ich.“ Die direkten Nachbarn stören sich zum Beispiel daran, dass für das Bauvorhaben eine Sondergenehmigung gilt, womit der Aufbau näher an die Grundstücksgrenzen gebaut werden kann. Doch Volles stellt auch klar, dass der Wasserturm das erste Gebäude im Wohngebiet Weitgaßbett war. „Ohne den Wasserturm wäre das Baugebiet nicht entstanden. Die Leute haben schon vorher dicht an den Turm gebaut“, verteidigt er sich. „Ich möchte nur Frieden und bin auch zu Gesprächen bereit.“

Aktuell gehe laut Volles auch das Gerücht umher, dass ein S/M-Studio aus dem Gebäude werden soll - was er klar verneint. Momentan ist geplant, dass er oder seine Tochter einziehen wird. Falls nicht, wird ein langfristiger Mieter gesucht. Interessenten gäbe es schon, aber „der Turm muss erst mal umgebaut werden und dann sieht man weiter“. Auch „AirBnB“ kommt für ihn nicht infrage. „Ich habe da nicht mal drüber nachgedacht.“

Er möchte mit dem Umbau den Wasserturm verschönern und denkt, dass das auch dem Ortsbild von Ohmden zugute kommt. „Jeder Pilz hat einen Hut. Ich würde auch dem Wasserturm einen Hut aufsetzen.“ Einen Hut mit einer goldenen Spitze. Denn auf das Wohngebäude soll eine Kugel als Blitzableiter angebracht werden. Sie dient aber auch als Dekoration. „Die Teck hat ja auch eine goldene Kugel auf der Spitze“, sagt er.

Bei dem Design habe Volles von Anfang an auch auf die Bedürfnisse seiner zukünftigen Nachbarn geachtet. „Ich habe immer gesagt, dass ein Sichtschutz wichtig ist.“ Durch die angebrachten Lamellen kann man laut ihm von oben nicht nach unter schauen. „Auch der geplante Fahrstuhl wird aus Beton sein und nicht aus Glas, damit nicht so viel Licht nach außen tritt.“ Auch wegen des Turmfalkenpaares müssen sich die Ohmdener keine Sorgen machen. „An dem wird es nicht liegen. Wir würden auch mehrere Nistkästen anbringen“, versichert Volles.