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„Kämpfe gegen das Klimamonster!“

Umwelt Mit kreativen Methoden will Dettingens Energie- und Klimaschutzmanager Michael Christ in der Gemeinde den Kampf gegen die Erderwärmung verwurzeln – auch spielerisch. Von Thomas Zapp

Michael Christ hält die neue Kita in Dettingen für ein Vorzeigeprojekt in Sachen Energieeffizienz. Foto: Markus Brändli
Michael Christ hält die neue Kita in Dettingen für ein Vorzeigeprojekt in Sachen Energieeffizienz. Foto: Markus Brändli

Ist Klimaschutz heute in aller Munde, war er vor 20 Jahren noch eher ein Randthema -oder hieß schlichtweg anders. Mit energetischen Sanierungen habe man in Dettingen schon zur Jahrtausendwende angefangen, betont Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann. Seitdem habe man 33 Prozent Energieverbrauch in den gemeindeeigenen Gebäuden und Anlagen eingespart. „An CO2-Emissionen haben wir 54 Prozent reduziert. Energiesparen heißt heute Klimaschutz“, ist der Gemeindechef stolz auf die Bilanz der Gemeinde. Im Kreis liege man damit vorne.

Dafür dass die Spitzenposition ausgebaut wird, sorgt seit nunmehr 100 Tagen Michael Christ. Der 30-Jährige ist Klimaschutzmanager für Dettingen und hat im Gemeinderat Ergebnisse seiner Arbeit vorgestellt. Im Landkreis haben nur sieben weitere Städte und Gemeinden eine eigene Stelle, für den Landkreis ist Dr. Christine Giebel zuständig. In Dettingen war Michael Christ schon ziemlich umtriebig und hat im September die „Nachhaltigkeits-Werkstatt“ ins Leben gerufen. Deren erste Auflage war aber noch von den Diskussionen um die Erschließung des Hungerbergs geprägt und lief auch von den Anmeldungen recht schleppend.

Auf der Habenseite hat Dettingen außerdem die Holzhackschnitzel-Heizanlage, mit der sowohl die neue Kindertagesstätte „Wirbelwind“ als auch die Teckschule, die Sporthalle und das Hallenbad betrieben wird. Zwar werde mit der Anlage auch CO2 freigesetzt, aber das Holz komme aus regionalem Anbau, dadurch fielen weite Transportwege weg, erklärt Michael Christ. Außerdem ist die Energieerzeugung effizient: „Allein im Hallenbad konnten wir ein Drittel der Energie einsparen, das ist unser größter Energieverbraucher“, sagt der Klimaschutzmanager, der zu 30 Prozent auch Energiemanager ist. Christ betont: „Das ist kein Hexenwerk.“ Ein weiteres wichtiges Element sei die Verbesserung der Steuerung und Regeltechnik aller Anlagen, die Energie steuern. Und schließlich habe Dettingen auch die Bürger-Energie­genossenschaft, die Photovoltaikanlagen betreibt. Eine davon befindet sich auf dem Dach der neuen Kita. „Sie ist sicherlich ein Vorbild für klimaneutrales Bauen“, sagt Christ.

Damit die ­Errungenschaften auch angemessen dokumentiert und vielleicht sogar honoriert werden, wendet der gebürtige Schwarzwälder einen Teil seiner Arbeit für die Teilnahme am European Energy Award auf. Daran nimmt Dettingen seit 2019 teil, und am Ende der Evaluation in drei Jahren könnte ein Preis auf die Gemeinde warten.

Seine Aufgabe sieht er aber vor allem darin, „Klimaschutz zu verwurzeln im System von Dettingen“. Dass diese ein mitunter zäher Prozess sein kann, wissen auch die Gemeinderäte. „Spannend wird die Umsetzung, wie Sie die Dettinger hinter dem Ofen hervorholen wollen“, sagt Andreas Hummel (CDU/FWV). Ideen dazu hat Michael Christ viele: Eine weitere Klimaschutz-Werkstatt im kommenden Jahr, die dann aber nicht in der Schlossberghalle stattfindet, sondern an einem Ort, wo Klimaschutz praktiziert wird, etwa auf einem Bauernhof.

Oder sein Präsentationspunkt „Gamification“, der für einiges Rätselraten im Gemeinderat sorgt. Vereinfacht bedeutet es, spielerisch das Klima zu schützen, also etwa ein CO2-Einsparwettbewerb mit einer „Rahmenhandlung“. „Werde Klimaheld und rette Tecklingen vor dem Klimamonster“ könnte etwa die Aufgabe eines Spiels lauten, das durch eine App unterstützt wird und Ideen zum Energieeinsparen belohnt. „Ich bin offen für Vorschläge, mischen Sie sich ein“, appelliert Michael Christ an die Ratsmitglieder. Für die Januar-Sitzung kündigt der studierte Energietechniker einen detaillierten Bericht an.

Schließlich stellt Michael Christ noch einen Irrtum klar: Als Energiemanager ist er kein Energieberater. „Ich kann allgemeine Tipps geben“, sagt er. Für eine konkrete Energieberatung kann er an die entsprechenden Experten verweisen. Allerdings ist da momentan Geduld angesagt. „Die Nachfrage nach Beratung ist riesig“. Einen Termin könne man sich aber schon merken: Zum Thema Photovoltaik kommt am Dienstag, 2. November, ein Energieberater des Landkreises nach Dettingen.